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Facebook: Informationen aus dem eigenen Freundeskreis statt aus der breiten Masse

Die Geschichte der Menschheit besteht nicht zuletzt aus einer Fülle von definierenden Momenten, historische Weggabelung, die oft noch Jahre später zu "Was-wäre-wenn"-Spekulationen anregen. Auf das Internet bezogen war wohl der Herbst 2007 ein solcher Zeitpunkt. Denn da befanden sich Google und das damals noch relativ junge soziale Netzwerk Facebook in Verhandlungen über ein Partnerschaft, eine Kooperation mit deren Zustandekommen die Zukunft des Internets wohl anders ausgesehen hätte.

Abwehr

Doch daraus wurde nichts: Statt Google holte Facebook Microsoft ins Boot - und auch das nur in einem klar begrenzten Rahmen. Eine Entscheidung, die von Google-Gründer Larry Page beinahe schockiert aufgenommen wurde, wie das US-Magazin Wired berichtet. Hatte man doch ursprünglich sogar auf eine vollständige Übernahme von Facebook gehofft.

Interessenslage

Das Interesse von Google war klar: Millionen von persönlichen Datensätzen, mit denen man die eigenen Angebote erheblich verfeinern hätte können. Doch das vom 2004 gerade 19-jährigen Harvard-Studenten Mark Zuckerberg ins Leben gerufen soziale Netzwerk hatte längst ganz andere Pläne. Statt sich von Google kaufen zu lassen, wollte man lieber selbst das "nächste Google" werden.

Ablenkung

Entsprechend hatte man auch nie ernsthaft an einen Deal gedacht, wie InsiderInnen berichten, viel mehr sollte Google lediglich den Preis für Microsoft nach oben treiben. Von Anfang an hatte man sich intern immer an Google orientiert, für den direkten Mitbewerb wie MySpace interessierte man sich hingegen nur begrenzt.

Umfassend

Was auf den ersten Blick verwegen wirken mag, ergibt bei einer genaueren Analyse durchaus Sinn: Mehr als 200 Millionen Personen sind bereits auf Facebook registriert - und damit nicht weniger als ein Fünftel der gesamten Netz-Community. Und auch wenn viele dieser Accounts nur begrenzt genutzt werden mögen, so resultiert daraus doch ein riesiger Datenpool.

Vorteile

Daten, die durchaus die Online-Suche revolutionieren könnten: Findet man dort doch nicht von Computern auf einen fiktiven Durchschnitt getrimmte Ergebnisse, sondern solche, die durch das eigene soziale Umfeld geprägt werden. Wer über das Staffelfinale einer aktuellen Serie diskutieren will, kann entweder bei Google generische Kommentare zusammentragen, oder über Facebook herausfinden, was die eignen Kontakte dazu meinen.

Kolonie

Dass all dies in eine eigene Facebook-Suche münden wird, ist kein Geheimnis mehr, bei dem sozialen Netzwerk arbeitet man momentan eifrig an einem solchen Service. Doch das ist nur ein Teil der Strategie, ein weiterer Kernpunkt ist das, was Wired das "Web kolonisieren" nennt. Mittels Facebook Connect können sich die BenutzerInnen auch auf anderen Webseiten austauschen, das Open Stream API erlaubt hingegen externen EntwicklerInnen eigene Mashups auf Basis des Infostreams von Facebook zu bauen - eine Offenheit, die auch massiv zum Erfolg von Twitter beiträgt.

Money, Money...

Auf diese Weise soll Facebook nach und nach das Zentrum der Aktivitäten der Internet-Community werden, eine Rolle die derzeit meist Google übernimmt. Der letzte Schritt des Plans ist dann beinahe schon selbstverständlich: Über speziell an die Interessen der BenutzerInnen angepasste Werbung soll endlich Geld in die Kassen des sozialen Netzwerks gespült werden. (red)