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Schwer verletzt: Junus-Bek Jewkurow

Foto: Reuters/Chirikow

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Vom Fahrzeug des Präsidenten blieb nur ein verkohltes Wrack übrig.

Foto: AP/Sadulayew

Russlands Präsident Dmitri Medwedew hat eine "harte Antwort" auf die jüngste Gewaltwelle im Kaukasus angekündigt. Medwedew wies den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow an, den Antiterroreinsatz in der Region zu verschärfen.

Montagvormittag wurde auf den Präsidenten der russischen Kaukasusrepublik Inguschetien, Junus-Bek Jewkurow, ein Selbstmordanschlag verübt. Jewkurow war gerade auf der Schnellstraße zu seinem Regierungssitz in Magus unterwegs, als eine Bombe mit einer Sprengkraft von 200 Kilogramm TNT explodierte. Ein Bodyguard sowie der Fahrer des Wagens starben bei dem Attentat. Jewkurow wurde schwer verletzt, soll aber laut russischen Nachrichtenagenturen außer Lebensgefahr sein. Der frühere Armeeoberst und Agent des Auslandsgeheimdienstes GRU sollte Montagabend in ein Moskauer Krankenhaus transportiert werden.

Medwedew machte für den Anschlag Terroristen verantwortlich, die auf Jewkurows hartes Durchgreifen bei der Bekämpfung von Korruption und Terrorismus reagiert hätten. Inguschetische und tschetschenische Militärs haben in letzter Zeit ihre Kräfte gebündelt und in gemeinsamen Einsätzen Separatisten und islamische Extremisten in die Berge gedrängt.

Alexander Malaschenko vom Carnegie Zentrum vermutet hinter dem Attentat einen Zusammenhang mit dem 5. Jahrestag des Massakers in Magas. Am 22. Juni 2004 hatten tschetschenische Rebellen mehrere Polizeistationen in der inguschetischen Hauptstadt angegriffen. 90 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben. Laut der Politologin Julia Latynina sind zwei Gruppen nicht an Stabilität interessiert. "Das sind die Terroristen und die föderalen Militärs, die die Republik in ein Jagdschloss umgewandelt haben" , sagte Latynina im Radiosender Echo Moskwy.

Der Anschlag stellt einen Rückschlag für die russische Kaukasus-Politik dar. Erst im April wurde der Antiterroreinsatz in Tschetschenien für beendet erklärt. Trotzdem ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Allein im Juni wurden in den Kaukasus-Republiken Inguschetien und Dagestan drei hochrangige Politiker ermordet. Angesichts der Gewaltzunahme in der Region reiste Medwedew nach Dagestan und kündigte ein Anti-Terror-Manöver an. (Verena Diethelm aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 23.6.2009)