Innsbruck - "Wenn nichts anderes mehr weiterhilft", sagt Gabriele Werner-Felmayer, Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen an der Medi-Uni Innsbruck, "dann unterstellt man Frauen, nicht belastbar zu sein." Den aktuellen Bescheid der Schiedskommission, wonach bei der Vergabe des Rektorsposten an der Med-Uni keine Diskriminierung vorliegt, bezeichnet Werner-Felmayer als "sehr unbefriedigend".

Vizerektorin Margarethe Hochleitner, die sich für das Amt beworben hat, sei vom Uni-Rat zweifellos schlecht behandelt worden, sagt Werner-Felmayer. Dass das Geschlecht bei der Postenvergabe - Gastroenterologe Herbert Lochs setzte sich gegen Hochleitner auch aufgrund seiner Auslandserfahrung durch - eine Rolle spiele, gebe selten jemand zu Protokoll. "Im Nachhinein werden dann irgendwelche Scheinargumente geliefert, warum man sich für den Mann entschieden hat." Laut dem 24-seitigen Bericht entschied sich der Uni-Rat freilich nicht nur wegen Hochleitners Performance beim Hearing (sie soll den Tränen nahe gewesen sein) für einen der beiden männlichen Gegenkandidaten.

Das Konzept, das die Vizerektorin vorlegte, die drei Jahre lang Stellvertreterin des im vergangenen August wegen Unregelmäßigkeiten geschassten Rektors Clemens Sorg war, habe nicht den Vorstellungen des Entscheidungsgremiums entsprochen. Vor allem die Regelung der Verantwortlichkeiten im künftigen Rektorat für den Bereich der Finanzen sei im Vorschlag der Bewerberin massiv kritisiert worden.

"Wir haben mit großem Aufwand versucht, die Wahrheit herauszufinden", sagt Michael Bydlinski, Vorsitzender der Schiedskommission. Was die Motive für die Entscheidung für einen bestimmten Kandidaten betreffe, sei man natürlich auf die Aussagen der Beteiligten angewiesen. Dabei hätten die von den Uni-Räten vorgebrachten Argumente nicht auf eine Diskriminierung schließen lassen. "Ich glaube, unsere Entscheidung ist sehr differenziert."

Die betroffene Wissenschafterin sieht dies anders. "Ich habe nicht erwartet, anders behandelt zu werden", sagt Margarethe Hochleitner. Enttäuscht sei sie aber nicht, "enttäuscht bin ich über Freunde - und Freunde sind das keine, die das entschieden haben". Der Fall liegt nun bei der Bundesgleichbehandlungskommission. (stem, ver, DER STANDARD, Print, 23.6.2009)