Wolfgang Grabner baut Luftboote und lehrt das Fliegen. Krise sieht er keine.

Foto: Grabner GmbH

Wien - Ein Fels in der Stromschnelle hat es in sich. Prallt ein Kajak dagegen, muss es eine Wucht von 50 Tonnen wegstecken, sinniert Wolfgang Grabner. Mit zartem Material sei da nichts zu machen, ebenso wenig wie mit Spielzeugbooten aus China. Grabner arbeitet in wilden Gewässern. Seine Rettungswesten sind in gut 40 Ländern im Einsatz, mit seinen Reisekajaks und Kanadiern führt er den Weltmarkt an.

Ausgelacht hätten ihn viele damals, als er von Oberösterreich aus ins Geschäft mit dem Wassersport einstieg, erinnert er sich. Aber mit Hausverstand und Bauernschläue habe er sich nach oben gearbeitet.

Der heute 60-Jährige hatte wenig Lust, den Gemischtwarenladen der Eltern in Haag zu übernehmen. Er sattelte auf Sportartikel um, ließ sie in Heimarbeit erzeugen und baute einen Betrieb mit heute 100 Mitarbeitern auf. Der Surfermarkt brach weg, dafür stieg er in den Bau von Sportkajaks ein. Grabner kaufte die marode Bootsfabrik des Gummiriesen Semperit und sanierte sie. Er erwarb die Maschinen des größten Rivalen, entwickelte neue Bootstypen, startete mit Export in alle Welt und setzt heute mehr als fünf Mio. Euro um. "Ich weiß eben, wie man eins und eins zusammen zählt."

Produziert wird in Haag und in Kirchberg. Für Näharbeiten sorgen Partner in Polen und China. Von einer weiteren Verlagerung in Billigländer hält er nichts: Die Qualität stimme nicht. Die Krise spüre er kaum - die Klientel sei zu speziell.

Sein Geld verdient Grabner mit Wasser. Seine private Leidenschaft gilt den Lüften. Der Fluglehrer hat mit einer kleinen viersitzigen Piper das Mittelmeer umrundet, hat mit ihr Afrika und den Orient erflogen und ist der Donau von der Quelle bis zur Mündung gefolgt. Kein anderer vor ihm habe das je wegen der teils heiklen politischen Umstände gemacht. Geglückt sei es dank seines Sohnes als Co-Piloten, der kenne sich halt mit modernen GPS aus, sagt Grabner. Extreme Hürden hätten sie überwunden: Vom fehlenden Sprit bis zu Stromausfall über der Wüste sei alles dabei gewesen.

Die Reisen seien eines seiner Lebensziele: Als Jugendlicher habe er davon geträumt, vor 30 Jahren habe er sie in einem Lederordner niedergeschrieben. Das Rote und Schwarze Meer will er noch umrunden. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 23.6.2009)