Grafik: DER STANDARD

Wien - Für die slowakische Billig-Airline SkyEurope wird es jetzt wirklich eng: Sie hat Insolvenz unter Gläubigerschutz - ähnlich einem Chapter 11-Verfahren in den USA - beantragt und will weiterfliegen, bis eine Restrukturierung innerhalb der vorgeschriebenen 90 Tage abgeschlossen ist. Und dann mit frischem Kapital eines neuen Investors erneut durchstarten. Weil weitergeflogen werden soll, behalten auch bereits gekaufte Tickets ihre Gültigkeit.

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere zeichnet ein eher düsteres Bild: Juristen zufolge ist das Chapter-11-Verfahren zwar in der Slowakei, nicht aber in Österreich anwendbar, endet also an der Grenze. Das hieße, nach heimischen Recht wäre die Airline zahlungsunfähig - darauf deuten auch die Außenstände bei den Lieferanten in Wien hin. In einer sehr heiklen Lage sind der Flughafen, Austro Control und OMV. Beim Flughafen hat die Airline massive Schulden, auch die Austro Control bangt um Geld. Bleiben die Schulden konstant und wachsen nicht an, könnte sich ein Weiterwursteln vorerst ausgehen, wenn nicht, schaue es schlecht aus, ist zu hören. Gerüchten zufolge bangt der Wiener Airport um fünf Mio. Euro, was freilich nicht bestätigt wird, weil man (wie bei allen Lieferanten) zu Kundenbeziehungen keine Auskunft gibt. Sollte wirklich der Ernstfall eintreten, liegt aber auch kein Plan B vor, also welche Billig-Airline anstelle SkyEurope nach Wien gelotst werden könnte. Wöchentlich setzt SkyEurope mit vier Fliegern am Flughafen zwischen 400.000 und 500.000 Euro um. Auf Jahresbasis werden etwa eine Mio. Passagiere ab Wien befördert. Angeblich liefert die OMV Kerosin nur mehr gegen Bargeld.

Eine Pleite der SkyEurope käme in der derzeitigen Situation freilich auch der AUA alles andere als gelegen: Sie muss schließlich gegenüber der EU nachweisen, dass es am Standort Wettbewerb gibt.

Dass es die Airline überhaupt noch gibt, grenzt schon an ein Wunder: Gegründet 2001, fünf Tage nach 9/11, gab es noch kein Jahr, in dem SkyEurope positiv abschloss. Die Lizenz zum Fliegen gaben die slowakischen Behörden vorerst bis 25. Oktober - die Sommersaison könnte noch gesichert sein.

Bloß die Zahlen sind besorgniserregend: Die in Wien und Warschau börsennotierte Airline hat im Geschäftsbericht 2007/08 Verbindlichkeiten von 176,6 Mio. Euro ausgewiesen, davon 49,7 Mio. Euro langfristig und 127 Mio. Euro kurzfristig. Außerdem gibt es einen Verlustvortrag von 189 Mio. Euro und ein negatives Eigenkapital von 63,6 Mio. Euro. Der Wirtschaftsprüfer KPMG hat dem Geschäftsbericht die Zustimmung verweigert.

Eigentümerstreit

Haupteigentümer von SkyEurope, die von Christian Mandl gegründet wurde, sind der US-Pensionsfonds York, der 29,9 Prozent der Anteile hält plus 15 Prozent über eine Wandelanleihe, knapp zehn Prozent hält die ASP-Holding, der Rest ist im Streubesitz. Zwischen York und ASP gibt es massive Differenzen. York hätte die notwendige Kapitalerhöhung von 15 bis 20 Mio. Euro seit einem Jahr verhindert. Diese soll nun definitiv nachgeholt werden. ASP würde zeichnen, weitere Finanzinvestoren angeblich auch. York soll nun auf rund 80 Prozent der Forderungen verzichten, was wiederum dem Eigenkapital zugute käme - und die Hoffnung auf Fortbestand aufrechterhielte. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe, 23.6.2009)