Tel Aviv - Israel hat die Hoffnungen auf eine unmittelbar bevorstehende Freilassung des vor drei Jahren in den Gazastreifen entführten Soldaten Gilad Shalit gedämpft. Derzeit werde ein neues Verhandlungsteam gebildet, zitierten die israelischen Medien am Montag Verteidigungsminister Ehud Barak. Dieses Team werde in "naher Zukunft in aller Diskretion seine Arbeit aufnehmen", um die Erfolgschancen zu verbessern.

Gilad Shalit wird damit voraussichtlich am Donnerstag den dritten Jahrestag seiner Entführung in Gefangenschaft der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen verbringen. Die Hamas hält den heute 22 Jahre alten Hauptgefreiten an unbekanntem Ort fest. Entgegen aller Bestimmungen des internationalen humanitären Völkerrechts hat die Hamas bisher keinem Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) einen Besuch gestattet.

Keine Verhandlungen

Die neuen Spekulationen um eine bevorstehende Freilassung hatten am Sonntag durch den Besuch Baraks in Kairo neue Nahrung erhalten. Allerdings sagte Barak bereits in der ägyptischen Hauptstadt, dass derzeit keine Verhandlungen geführt würden. Auch der "stellvertretende Außenminister" der international nicht anerkannten Hamas-Regierung im Gazastreifen, Ahmed Yussef, sagte Ende vergangener Woche in Gaza, dass er nichts von neuen Verhandlungen wisse.

Der seit langem geplante Gefangenenaustausch zwischen der Hamas und Israel war Mitte März während der letzten Amtstage von Ex-Ministerpräsident Ehud Olmert gescheitert. Hauptgrund dafür war, dass sich beide Seiten nicht auf die Zahl von palästinensischen Gefangenen mit langjährigen Haftstrafen einigen konnten. Die Hamas forderte die Freilassung von 450 Häftlingen, die wegen der Planung oder Beteiligung an Terroranschlägen teilweise zu mehrfach lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren. Israel wollte nach Medienberichten nur mehr als 300 freilassen.

Das israelische Kabinett lehnte dann am 17. März den Austausch offiziell ab. Die Hamas erklärte daraufhin am 18. März die Verhandlungen für beendet. Das neue israelische Sicherheitskabinett von Benjamin Netanyahu muss einem Gefangenenaustausch auf jeden Fall zustimmen. Der Vorsitzende des rechtsgerichteten Likuds bricht am Dienstag zu seiner ersten Europareise seit seinem Amtsantritt am 31. März auf. Damit erscheint ein unmittelbar bevorstehender Gefangenenaustausch in den kommenden Tagen unwahrscheinlich. (APA/dpa)