Ernst A. Plischke: Hocker aus der Wohnung Lucie Rie, 1928/29

Foto: Tina King/ Museen des Mobiliendepots

Wien - Ein Schreibtisch zur Hochzeit der damaligen Kronprinzessin Elizabeth von England von 1947, ist das Prunkstück einer Ausstellung im Wiener Hofmobiliendepot, die den Österreicher Ernst Anton Plischke (1903-1992) als Möbeldesigner zeigt. Die Schau ist eine der Veranstaltungen, mit denen an den 1939 nach Neuseeland emigrierten und 1963 nach Wien zurückgekehrten Architekten erinnert wird, dessen Geburtstag sich am 26. Juni zum 100. Mal jährt.

Parallel zum Hofmobiliendepot zeigt die Akademie der bildenden Künste Wien "Ernst Plischke - Das Neue Bauen und die Neue Welt, das Gesamtwerk", in der Plischke als Architekt beleuchtet wird.

Im Architekturzentrum Wien findet am 21. März von 10 bis 20 Uhr das Symposium "Ernst A. Plischke und die österreichische Avantgarde in der Emigration" mit verschiedenen Vorträgen und einer Podiumsdiskussion statt. Infos: www.azw.at

Elizabeths Schreibtisch

Der königliche Schreibtisch, der ein Staatsgeschenk Neuseelands war und seither noch nie den Buckingham Palace verlassen hat, verfügt über ungewöhnlich reiche Intarsienarbeiten - schließlich wollte sich das Land in Material und Ausführung prunkvoll präsentieren. Die Linienführung ist dagegen eher schlicht - Plischke war als Vertreter des "Neuen Bauens" Zierrat nicht zugeneigt.

Die anderen Einrichtungsgegenstände, die Kuratorin Eva B. Ottillinger aus Privatbesitz zusammengetragen hat, zeigen deutlich, dass er sich ansonsten nicht am schönen Schein, sondern an der Funktionalität orientierte. Möbel hatten für ihn so zu sein: "Light and as comfortable as it is possible to make it."

Wendepunkt 1928

Dass der in Klosterneuburg Geborene nicht nur Häuser, sondern auch Möbel entwerfen würde, schien von Anfang an klar: Mütterlicherseits aus einer Tischlerfamilie stammend, machte er ein Praktikum bei einer Kunsttischlerei und wurde noch vor seinem Architekturstudium an der Kunstgewerbeschule in die Kunst des Einrichtungsdesigns eingeführt. Die ersten Aufträge für Möbel führte er im Familien- und Freundeskreis aus.

Der Wendepunkt kam 1928 mit dem Auftrag der Keramik-Künstlerin Lucie Rie, die Wohnung für sie und ihren Mann Hans innenarchitektonisch zu gestalten. Damit habe er "aufbauend auf den Wohnvorstellungen von Loos, Frank und Strnad und mit einem interessierten Blick auf die internationale Moderne eine eigene Formensprache entwickelt", schreibt Ottillinger in der bei Prestel erschienen großen Monografie Plischkes, die das Verbindungsglied zu der Ausstellung in der Akademie der bildenden Künste darstellt, die morgen, Donnerstag, eröffnet wird.

Die Wohnungseinrichtung, die Rie in die Londoner Emigration mitnahm, konnte nach ihrem Tod 1995 erworben und in der Folge ständig im Hofmobiliendepot präsentiert werden. Diese Rekonstruktion ist nicht nur ein zentraler Teil der jetzigen Ausstellung, sie hat sie indirekt auch erst ermöglicht: Nachdem 1938/39 und 1945 viele der von Plischke entworfenen Möbel zerstört wurden oder verloren gingen, war es ein Glücksfall, dass sich in der Folge einige Familien meldeten, in deren Besitz sich heute noch Plischke-Möbel befinden. Bereitwillig verzichteten sie für die Dauer der Ausstellung auf Teile ihres Mobiliars. Ottillinger: "Alle unsere Möbel sind seit mehreren Generationen in Verwendung." (APA)