Eisenstadt - Nach dem kärntnerischen begibt nun auch der burgenländische Stromversorger Bewag eine Anleihe, erstmals in der Unternehmensgeschichte. Man wolle, sagen die Vorstände Josef Münzenrieder und Hans Lukits, die Gunst der Stunde nutzen, also das durch die Krise extrem gedrückte Zinsniveau. Man selbst biete bei einer Laufzeit von fünf Jahren "aus heutiger Sicht" 4,75 Prozent. Das Volumen beträgt 150 Millionen Euro, aufstockbar sei das auf 200. Zu zeichnen sei das sowohl für institutionelle als auch Retail-Investoren gedachte Papier von 25. bis 30. Juni.

So weit, so gut, so geläufig. Freilich fährt diese Unternehmensanleihe nicht nur mit dem Rückenwind der Finanzkrise. Deren Turbulenz kommt auch von vorn. Denn zwei US-amerikanische Partner des 2001 fixierten Cross-Border-Leasings sind zuletzt so fußmarod geworden, dass sie die vereinbarten "Mindest-Ratings" unterschritten haben. Um den Partnern beizuspringen, stellte die Bewag Wertpapiersicherungen im Volumen von 160 Millionen Euro zur Verfügung, die nun zu dieser Verfügung sich auch halten müssen.

Hauptgrund der Anleiheemission ist denn auch unbestritten die "Optimierung der Finanzierungsstruktur". Immerhin ist die gewichtige Bürgschaft für die zwei US-Investoren, die den "Fruchtgenuss" des Bewag-Leitungsnetzes bis 2029 erworben haben, "teilweise kreditfinanziert". Den schon lukrierten "Bargeldvorteil" von 28 Millionen habe man zwar gut angelegt, der daraus fließenden Zinsertrag könne sich nun aber durch die anfallenden Finanzierungskosten um etwa vier Millionen pro Jahr reduzieren.

Diese Cross-Border-Geschäfte auf Kosten der US-amerikanischen Steuerzahler sind ein Kind, zu dem die beiden Bewag-Direktoren wie die sprichwörtliche Jungfrau gekommen sind. Abgeschlossen wurden die Verträge schon 2001, ihr Inhalt ist bis heute nur durch entsprechende "Berater" eruierbar, da das Juristenenglisch sich vom Juristendeutsch nur dadurch unterscheidet, dass es eine Form von Englisch ist. Josef Münzenrieder will sich dennoch diesbezüglich keine Sorgen machen, denn: "Es gibt ja auch eine Beraterhaftung."

An den Fall des Falles mag ohnehin keiner denken - wohl weil es dann eh wurscht wäre. Würden die beiden von der Bewag besicherten US-Partner nun "gelehmant" und würde die 160-Millionen-Bürgschaft schlagend, so würden, wie man so sagt, alle Stricke gerissen sein.

Falls sie aber halten, wird die Bewag auch mithilfe der Anleihe durchstarten - als Windkraftexpertin sowieso. Aber dann auch als Kompetenzzentrum für Elektromobilität. Das Burgenland soll nämlich flächendeckend mit E-Tankstellen versorgt werden. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, 23.6.2009)