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Sebastian Vettel gewann in Silverstone erstmals im Trockenen.

EPA/JENS BUETTNER

Silverstone - Sebastian Vettel, der Rennfahrer mit dem Bubengesicht, zeigte am Wochenende der Konkurrenz, wo der Bartl den Most holt. Der 21-jährige Hesse aus Heppenheim, der am Samstag die Bestzeit im Qualifying geliefert hatte, brauste von der Pole-Position auf und davon, produzierte auf dem Weg zum dritten Sieg seiner Karriere die schnellste Rennrunde und überrundete mit seinem Red Bull beispielsweise den zweifachen Weltmeister Fernando Alonso (Renault) und den amtierenden Champion Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes), die dagegen gar nichts einzuwenden hatten.

"Für mich ist ein Traum wahr geworden. Vielen Dank an euch alle", sagte Vettel unmittelbar nach der Zieldurchfahrt per Funk den Mitgliedern des Red-Bull-Teams. Vettel, der im Vorjahr dem Schwesternrennstall Toro Rosso den bisher einzigen Sieg beschert hatte, gewann heuer zum zweiten Mal nach Schanghai und just in England zum ersten Mal auf trockener Fahrbahn. Und zum zweiten Mal in dieser Saison besorgte der Australier Mark Webber Red Bull Racing, das seine Autos im nur wenige Kilometer von Silverstone entfernten Milton Keynes fertigt, einen Doppelsieg.

Dritter wurde der Brasilianer Rubens Barrichello im Brawn GP. Dessen Teamkollege Jenson Button, der sich so auf sein Heimspiel gefreut hatte, konnte sich diesmal gar nicht wichtig machen. Der sechsfache Saisonsieger, der bisher den zweiten Platz von Schanghai als schlechtestes Saisonergebnis notiert hatte, beendete sowohl das Qualifying als auch das Rennen vor mehr als 100.000 Zuschauern nur auf Platz sechs. "Das war frustrierend", sagte er. In der WM führt der Brite nach dem achten von 17 Rennen aber nach wie vor überlegen, Kollege Barrichello hat 23, Vettel 25 Punkte Rückstand.

Vettel war naturgemäß begeistert. "Danke Silverstone. Die Fans waren fantastisch. Sie sind alle aufgestanden und haben mir zugejubelt", erzählte der Enthusiasmierte später und gestand, dass er schon beide Hände vom Lenkrad nehmen und zurückwinken wollte, ehe er sich besann. "Ob ich jetzt Spielverderber bin oder nicht, ist mir wurscht. Durch so was sind schon einige komische Dinge passiert." Zum Beispiel 1975 beim GP von Österreich in Zeltweg, als der italienische Sieger Vittorio Brambilla auf der Ziellinie die Zuschauer herzlich grüßte, die Kontrolle über seinen Boliden verlor, worauf sich dieser drehte und in die Leitplanken krachte.

Der Formel-1-Zirkus legt jetzt eine dreiwöchige Rennpause ein, die Herrschaften können sich also voll und ganz auf den Streit um die Zukunft konzentrieren. Der nächste WM-Lauf ist Vettels Heimspiel, dreht sich am 12. Juli auf dem Nürburgring um den Großen Preis von Deutschland. "Die Strecke kenne ich in- und auswendig. Und wir haben wieder einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wir sind auf dem richtigen Weg", lautet Vettels Drohung. (bez, DER STANDARD, Montag, 22. Juni 2009)