Derzeit entwickelt sich dank der Aufdeckungskampagnen einiger Zeitungen eine hysterische Diskussion unter Sportlern, in der es gegenseitige Bezichtigungen hagelt. Jetzt wehrt sich der Triathlet Hannes Hempel gegen Vorwürfe von Bernhard Kohl. Die Glaubwürdigkeit des Sports und seiner Vorbilder dürfte bereits erheblichen Schaden genommen haben.

Ob die Zuflucht zu unerlaubten chemischen Unterstützungen deswegen endet oder auch nur erschwert wird, ist allerdings mehr als zweifelhaft. Der Spitzensport ist längst ein globales Dorf, in dem die Pharmaindustrie mit Dopingmitteln einen ungeheuer profitablen Greißlerladen betreibt. Nicht einmal die Weltgesundheitsorganisation WHO konnte sich bis jetzt dazu bequemen, den Konzernen auf die Finger zu klopfen.

Die Grundfrage aller vergangenen und künftigen Spitzensport-Philosophien ist angesichts des biologisch-chemischen Wettrüstens daher: Wie soll ich das bezahlen?

Darum geht es dem der Standard mit seiner Umfrage bei Vereinen und Verbänden nach der Verwendung von Eigenbelegen. Selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung. Es geht nicht um Verdächtigungen, schon gar nicht um pauschale. Aber es geht um pauschale Abrechnungen.

Und wenn Elisabeth Max-Theurer, die Präsidentin des Reitsportverbandes, darauf hinweist, dass Österreichs Sport durch die Dopingdiskussion und die "intransparente Finanzsituation in und um das ÖOC leidet", sollte gerade sie, das routinierte Vorstandsmitglied des ÖOC, die Sehnsucht nach mehr Licht verstehen. (Johann Skocek DER STANDARD Printausgabe 19.06.2009)