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Weitere staatliche Rettungsschirme könnten für eine sanfte Landung der Banken sorgen.

Foto: Reuters/Korotayev

Wien - Während die US-Banken in einem ersten Schritt bereits Staatshilfen im Volumen von 68 Mrd. Dollar zurückführen, dürfte in Europa noch weit mehr Geld für die Finanzinstitute notwendig sein. Auch in Österreich:Steigende Kreditausfälle - insbesondere bei den osteuropäischen Töchtern - dürften zu einer zweiten Welle an Staatshilfen führen.

Diese Überzeugung scheint sich derzeit in der Notenbank durchzusetzen:Um eine nachhaltige Verbesserung der Eigenkapitalbasis würden die Banken nicht herumkommen, heißt es dort informell. Das Direktorium hat sich dem Vernehmen nach am Mittwoch mit Risikofragen des heimischen Kreditapparates beschäftigt, wobei das 300 Milliarden Euro schwere Engagement in Osteuropa im Mittelpunkt gestanden sein soll. Tenor:Spätestens 2010 würden die Kapitalquoten neuerlich unter Druck kommen. In den Augen mancher Bankenaufseher wäre es richtig gewesen, alle Banken gleich zur Kapitalaufnahme beim Staat zu verpflichten.

Weitere sieben Milliarden

Damit scheinen sich die österreichischen Aufseher nach und nach der überwiegenden Meinung internationaler Analysten anzuschließen, wonach die 15 Mrd. Euro an öffentlichen Kapitalspritzen nicht ausreichen dürften. Die Ratingagentur Fitch etwa rechnet mit weiteren sieben Milliarden Euro an Staatsgeldern, wie Österreich-Analyst Andres Klaar dem Standard erklärte. Seine Kalkulation:Die österreichischen Banken sind in Osteuropa mit Kreditausfällen von netto 42 Mrd. Euro konfrontiert, weshalb die Kapitalzufuhr notwendig werden könnte.

Ähnlich sieht das Sal. Oppenheim-Analyst Thomas Stögner. "Die österreichischen Banken werden wahrscheinlich noch mehr Kapital benötigen, da die Erträge sinken, die Kreditausfälle steigen und die Assetqualität wegen schlechterer Bonität der Kunden sinkt. Das wird ein großes Thema im zweiten Halbjahr sein."

Auf einzelne Banken wollen sich die Experten nicht einlassen. Einen Vorgeschmack bringt freilich die notverstaatlichte Kommunalkredit: Das Institut will das Geschäft mit Gemeindefinanzierungen in eine "good bank" auslagern, die mit staatlichem Eigenkapital von 250 Mio. Euro gestärkt werden soll. Für 1,2 Mrd. Euro bürgt der Bund bereits.

Gleichzeitig fahren die Institute ihre Kreditvergabe zurück, um die Eigenkapitalposition zu verbessern (die im Verhältnis gemessen wird). Für die RZB beispielsweise hat Boston Consulting ein Programm erstellt, wonach das Geschäftsvolumen in Österreich wie im Ausland bis zum Jahresende deutlich reduziert werden muss. In Osteuropa gibt es angeblich kaum Neugeschäft, lediglich bestehende Ausleihungen würden prolongiert, heißt es.

Eingriffe in Großbanken

Für Europa insgesamt rechnet die Ratingagentur Standard & Poor's laut neuer Analyse mit einer Verdoppelung der Risikovorsorgen. Insgesamt hatten die 50 größten europäischen Banken im vergangenen Jahr nach S&P-Berechnungen Risikovorsorgen von 128 Milliarden Euro gebildet.

In dieser Phase wird das Prinzip der Großbanken wegen des systemischen Risikos immer stärker hinterfragt. Der Vizepräsident der Schweizer Notenbank, Philipp Hildebrand, brachte gestern laut Agenturberichten Größenbegrenzungen der Institute ins Spiel. In Anspielung auf die staatlich gestützte UBS sagte er, trotz der milliardenschweren Hilfen sei die Lage noch fragil. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann äußerte sich ebenfalls besorgt darüber, dass durch Fusionen in Folge der Finanzkrise zu große Banken entstünden. Deren möglicher Zusammenbruch könne den Kollaps eines ganzen Wirtschaftssystems auslösen. Der Gouverneur der britischen Notenbank, Mervyn King, mahnte ebenfalls einfachere Strukturen ein: "Es ist wenig sinnvoll großen Banken zu erlauben, das eher traditionelle Geschäft mit Privatkunden zusammen mit riskantem Investmentbanking zu betreiben und indirekt schon vorab Staatsgarantien zu geben für den Fall, dass etwas schief geht." (gras, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 19.6.2009)