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Peter-Michael Reichel bei der Verabschiedung seiner Routiniers Baur und Vastic. Wirklich große Brötchen werden beim LASK auch in Zukunft nicht gebacken, denn "die Situation des LASK ist immer wirtschaftlich problematisch."

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derStandard.at: Am Montag war noch geplant, Ivica Vastic künftig als Assistenz-Trainer und Coach der Amateure beim LASK einzusetzen. Warum ist es dazu nicht gekommen?

Peter-Michael Reichel: Es war ein Gespräch zwischen dem neuen Cheftrainer Hamann und Vastic geplant. Man war sich sportlich auch einig, am Dienstag teilte mir Vastic jedoch mit, dass er für seine persönliche Entwicklung die Aufgabe als Trainer von Waidhofen/Ybbs in der Regionalliga vorzieht. Zudem handelt es sich um einen Partner-Klub des LASK.

derStandard.at: Es ist also nicht am Finanziellen gescheitert?

Peter-Michael Reichel: Über Finanzen wurde bis dahin gar nicht gesprochen.

derStandard.at: Für Außenstehende wirken die Zustände beim LASK teilweise chaotisch: Daxbacher, Janocko, Lindenberger. Warum gibt es immer wieder Probleme mit dem Vertragswerk?

Peter-Michael Reichel: Daxbacher wurde schlicht und einfach abgeworben, ein üblicher Vorgang im Fußball. Janocko hat am Montag unterschrieben und am Mittwoch ein besseres Angebot bekommen. Wir wollten mit Herrn Trenkwalder nicht streiten, also haben wir ihn ziehen lassen. Da er nicht sehr verlässlich zu sein scheint, wollten wir ihn ohnehin nicht mehr unbedingt.

derStandard.at: Man unterstellt Ihnen, nicht zu wissen, welches Kapital die LASK-Fans für den Verein darstellen. Was antworten Sie den Kritikern?

Peter-Michael Reichel: Jeder Fußballklub lebt vom Kapital der Fans. Es gibt aber eine Minderheit die störend wirkt und auch Probleme macht, die anderen 99 Prozent stehen hinter dem Klub und unterstützen ihn. Wir sind mit offenen Armen für die Fans da.

derStandard.at: Verstehen Sie den Unmut mancher Fans über die Verpflichtung eines unerfahrenen Trainers?

Peter-Michael Reichel: Überhaupt nicht. Man muss jeden Menschen über seine Leistung beurteilen.

derStandard.at: Mit welchen konkreten Argumenten hat Matthias Hamann Sie überzeugt?

Peter-Michael Reichel: Wir kennen ihn als einen Führungsspieler, der bei uns auch Kapitän war. Er kam im letzten Moment bei unserer Trainersuche ins Spiel. Er hat sich bei uns beworben und gemeint, er wäre nach vier Jahren Erfahrung und dem Erwerb der Pro-Lizenz, der richtige Mann für den Job. Er meinte: "Investieren Sie eine Stunde in ein Gespräch und Sie gewinnen wahrscheinlich Jahre". Dieser Satz hat mich überzeugt, ebenso wie das darauffolgende Gespräch.

derStandard.at: Klaus Lindenberger ist hingegen LASK-Geschichte. Haben Sie ihm tatsächlich angeboten, sich um die Pressearbeit zu kümmern?

Peter-Michael Reichel: Er bekam von mir wörtlich die Aussage, dass die sportliche Leitung beim neuen Trainer sein wird, dass seine bestehende Tätigkeit als Sportdirektor damit also ein Ende nimmt. Da er eine LASK-Legende ist und immer einen Platz im Verein hat, bot ich ihm an, sich eine Aufgabe auszusuchen. Dabei wären sowohl Trainer-, Kommunikations- als auch Scouting-Tätigkeiten eine Möglichkeit gewesen.

derStandard.at: Er hat sich ja darüber beschwert, über die Vorgänge im Verein schlechter als die Sekretärin informiert zu sein...

Peter-Michael Reichel: Die Trainer-Entscheidung wird von den beiden Präsidenten Oberndorfer und Reichel getroffen. Und von niemandem sonst. Die Sekretärin hat den Vertrag geschrieben, deswegen kannte sie natürlich den Namen des Trainers. Es wurde ihr ja nicht offiziell mitgeteilt.

derStandard.at: Andere Namen fallen derzeit auch, zum Beispiel Muhammet Akagündüz. Ist er ein Thema?

Peter-Michael Reichel: Ich habe es selbst in der Zeitung gelesen. Ich nehme an, dass sein Manager ihn anbietet, habe aber noch nichts davon gehört.

derStandard.at: Und warum gab es keine Einigung mit Gerald Gansterer?

Peter-Michael Reichel: Es wurde nicht verhandelt. Er war einer von Daxbachers Wunschspielern. Wir haben einige Nachwuchsspieler auf der Position, also haben wir die Option nicht gezogen.

derStandard.at: Ihr offener Brief an die Fans klang ein wenig verzweifelt. Ist es für den LASK tatsächlich so schwierig, in der Bundesliga zu bestehen?

Peter-Michael Reichel: Die Situation des LASK ist immer wirtschaftlich problematisch. Der gestellte Anspruch in Linz ist aber, dass der LASK mit den großen Klubs um den Titel mitspielt. Diese Möglichkeiten haben hier noch nie bestanden. Wann immer man es versucht hat, war man danach pleite. Wir haben ein sehr konsequentes Kosten-Management mit leichtem Gewinn, davon werden wir auch nicht abgehen. Damit sind wir gegen Klubs wie Rapid oder die Austria nicht konkurrenzfähig, das muss man einfach zur Kenntnis nehmen.

derStandard.at: Warum ist es in Linz so schwierig, ein wirtschaftliches Fundament zu schaffen, das zu großem sportlichen Erfolg führt?

Peter-Michael Reichel: Den großen Milliardär oder das große Unternehmen, das viel Geld in den Verein investiert, gibt es hier nicht. Wir haben an die hundert Partner, die unterschiedliche Beträge bezahlen, die Summe derer ergibt aber auch ein paar Millionen. Damit sind wir wirtschaftlich auf den Rängen sechs bis acht zuhause.

derStandard.at: Gibt es dennoch eine langfristige Vision, sich sportlich nach oben zu bewegen?

Peter-Michael Reichel: Natürlich, wir haben die Nachwuchsarbeit in den letzten Jahren intensiviert. Unsere U17 wurde gerade österreichischer Meister. Daraus schöpfen wir Hoffnung, wir wollen durch die Eigenproduktion den Anschluss finden. (Philip Bauer; derStandard.at; 18. Juni 2009)