Zürich - Nach der mit einer Milliarden-Staatshilfe behobenen Schieflage der Großbank UBS fordert die Schweizerische Nationalbank (SNB) für die Großbanken strengere Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften. Darüber hinaus sollten Vorkehrungen getroffen werden, damit auch eine große Bank notfalls aufgespalten und teilweise liquidiert werden kann, schrieb die SNB in ihrem am Donnerstag vorgelegten Finanz-Stabilitätsbericht.

Im Gegensatz zu den auf das Inland konzentrierten Schweizer Kantonal- und Regionalbanken sei die Lage der Großbanken nach wie vor schwierig, erklärten die Währungshüter. Auch wenn sie die Geschäfte mit Übernahmefinanzierungen und im US-Hypothekenmarkt zurückgefahren hätten, blieben die Risiken des normalen Kreditgeschäfts. Die Banken müssten infolge der Wirtschaftskrise vor allem im Auslandsgeschäft mit weiteren Kredit-Abschreibungen rechnen. Die Ertragskraft der Banken und die Fähigkeit, Verluste in einem Geschäftsbereichen mit Gewinnen aus anderen zu decken, werde kurz- und mittelfristig wohl niedrig bleiben. Das Vermögensverwaltungsgeschäft werde aller Voraussicht nach, unter anderem wegen der Aufweichung des Schweizer Bankgeheimnisses, wesentlich langsamer wachsen als in vergangenen Jahren, erwartet die SNB.

Krise verdauen

Zwar sollen die Banken einige Jahre Zeit erhalten, um die gegenwärtige Krise zu verdauen, aber schon im nächsten Jahr sollen sie verschärften Liquiditätsregeln unterworfen werden. Stress-Tests sollen nicht mehr wie bisher auf moderaten Annahmen basieren. Zudem müssten die Banken ihr Eigenkapital auf mindestens fünf Prozent der Bilanzsumme erhöhen.

Zwar waren Banken-Staatshilfen in der Finanzkrise kein speziell Schweizer Problem und nur UBS musste im vergangenen Herbst darauf zurückgreifen. Credit Suisse kam aus eigener Kraft durch die Krise. Aber die wirtschaftlichen Folgen eines Großbank-Zusammenbruchs wären in der Schweiz gravierender als anderswo. Die Bilanzsummen der Schweizer Banken belaufen sich auf das Achtfache des Bruttosozialproduktes (BIP) und fast drei Viertel entfallen auf die beiden Großbanken. Deutsche Banken stehen für gut das Dreifache des BIP und der Anteil der drei größten Banken beläuft sich auf 41 Prozent. Käme es zum Schlimmsten, müsste sich die Schweiz wohl auf isländische Verhältnisse einstellen. Nach dem Zusammenbruch mehrerer Banken musste der Inselstaat mit Milliardenhilfen vom Internationalen Währungsfonds (IWF) vor dem Staatsbankrott gerettet werden.

Gesetze anpassen

Um das zu verhindern fordert die SNB, Gesetze und Finanzmarkt-Infrastrukturen so anzupassen, dass auch eine Großbank in einer Krise auf ordentliche Art und Weise heruntergefahren werden kann. Am besten würde das auf internationaler Ebene geschehen und die SNB unterstütze auch solche Bemühungen. Das könnte aber lange dauern und die Schweiz muss nach Ansicht der SNB unter Umständen ein rein inländische Lösung ins Auge fassen. Dann könnten die für die Schweizer Wirtschaft systemrelevanten Teile aus einer Großbank herausgelöst und an eine im Land tätige Bank verkauft werden. Der Rest könnte dann heruntergefahren werden. Das setze eine enge Zusammenarbeit mit den Banken und entsprechende Organisationsstrukturen innerhalb des von den Schweizer Banken gepflegten Universalbank-Modells voraus, hieß es in dem Bericht weiter. Sollten die Bemühungen nicht zu einem Erfolg führen, so könnten nach Ansicht der SNB auch gesetzliche Größenbeschränkungen für Banken diskutiert werden. (APA)