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Eine Auswahl kritischer Schöpfungen mancher Rapid-Fans.

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Pacult: "Eine Zeitung hat weit über das Ziel hinausgeschossen. Ich bin das Bauernopfer, weil diese Zeitung mit Rapid streitet."

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Wien - Das Stück schließt nicht unbedingt an die Tradition des Johann Nestroy an, aber es ist schon eine ziemlich wienerische Posse. Mit Tiefgang. Die Südtribüne des Hanappi-Stadions wurde über Nacht verunstaltet, wobei sie davor auch kein Prunkstück war. Die Außenwände waren jedenfalls beschmiert mit unguten Parolen. "Pacult raus" zählte zu den jugendfreien Sprüchen. Der Taten verdächtigt werden Rapid-Fans, natürlich unzufriedene und den Trainer nicht gerade liebhabende. Ein Malermeister wurde verständigt, der hat die teilweise meterhohen Buchstaben mit Chemikalien und Körpereinsatz entfernt. Der Mann ist übrigens der große Gewinner der Aufführung. In Zeiten der Wirtschaftskrise muss man dem Herrgott für so einen Auftrag (mindestens 3000 Euro) danken, da warf der Himmel quasi ein Geschenk ab.

Die Vorgeschichte: Peter Pacult hatte vor gut einer Woche seinen Betreuerstab ausgetauscht. Die bei den Spielern beliebten Zoran Barisic (Assistent) und Peter "Tiger" Zajicek (Tormann-Coach) wurden durch Leopold Rotter und Manfred Kohlbacher ersetzt. Die Entscheidung konnten nicht nur die Betroffenen nicht ganz nachvollziehen, mangelnder Erfolg (Meistertitel, Vizemeistertitel) fällt ja aus. Pacult schwieg eher, er wird sich bei der Rochade etwas gedacht haben. Stefan Maierhofer, der vermut- lich längste Stürmer Österreichs (2,02 m), lästerte in der Tageszeitung Österreich, sprach dem Trainer nicht alle, aber doch viele Fähigkeiten ab. Und er sah sich in Gesellschaft mit der Kollegenschaft. Ob er das alles wirklich so gesagt hat, wird die Nachwelt auch nicht klären, jedenfalls war in Hütteldorf die Hölle los.

Am Donnerstag nahm der populärste Klub des Landes (lässt sich durch Umfragen belegen) das Training auf. Dutzende Journalisten wollten sich das Stück anschauen, es dauerte aber nicht lange. Denn kurz nach neun Uhr fuhr der grünweiße Bus nach Bad Radkersburg. Zweck der Reise ist ein viertägiges Trainingslager, inhaltlich wird gelaufen, geradelt, Kondition getankt. Klingt niederschmetternd.

Starke Besetzung

Als Hauptdarsteller gefielen davor Pacult und Maierhofer, die Nebenrollen hatten Sportdirektor Alfred Hörtnagl, Kapitän Steffen Hofmann und Rotter an sich gerissen. Erwähnenswert wäre noch der Einwurf von Tormann Helge Payer: "Rapid wird es immer geben."

Jeder Spieler wurde für Vereinskatalog und Autogrammkarten fotografiert, sie fassten Gewand aus, sagten Hallo, tauschten Urlaubsschwänke aus. Maierhofer hielt sich zurück, er hatte keinen Text vorbereitet. "Alles gesagt." Pacult erbarmte sich, er legte seine Rolle grantig an (Vorbild Hans Moser?): "Ich weiß auch nicht, was los ist. Als wäre jemand erschossen worden." Die Rede an die Mannschaft soll kurz gewesen sein. Pacult: "Ich sage guten Morgen, wir bereiten uns vor, wollen eine gute Saison spielen. Ziel ist ein internationaler Startplatz." Ein Zeitung, so Pacult, habe wohl übers Ziel geschossen. "Und ich bin das Bauernopfer, weil die Zeitung mit Rapid streitet." Hofmann legte seinen Part sanft an: "Die Geschichte ist erledigt, wir halten zusammen, wir sind jetzt alle da, es geht um den gemeinsamen Erfolg. Keine Ahnung, ob Pacult nun mehr unter Druck steht." Kurzer Monolog über Maierhofer: "Der Lange ist ein wichtiger Mann für uns. Aber einen zweiten Maierhofer würde keine Mannschaft der Welt vertragen."

Rotter, noch etwas schüchtern (Unschuld vom Land?), will sich "langsam antasten. Es ist eine große Ehre, ich werde alles geben. Seit meiner Kindheit bin ich mit Rapid verbunden." Der staatsmännische Hörtnagl hatte Maierhofer hinter der Bühne offiziell abgemahnt. "Man muss sich an Regeln halten. Da waren zu viele Emotionen drinnen, da wurden Dinge vom billigen Journalismus aufgebauscht. Der Trainer hat Rechte und trägt die Verantwortung. So sind die Gesetze des Fußballs. Jetzt schließe ich dieses Buch."

Vorhang. Applaus. Und weg war der Bus. Barisic und Zajicek bleiben übrigens bei Rapid, sie sind nun im Ausbildungsbereich tätig. Der Malermeister würde jederzeit wiederkommen. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 19.06.2009)