Der Telekommarkt in Mittel- und Osteuropa (CEE) hat sich in der aktuellen Rezessionsphase besser behauptet als andere Branchen. Die Analysten der Erste Bank führen die relativ günstige Entwicklung der Telekom-Aktien auf stabilere und kräftigere freie Cashflows bzw. eine geringere Verschuldung zurück. Allerdings erwarten sie, dass die Telekom Austria (TA) durch die aktuelle Wirtschaftsentwicklung sowie Maßnahmen der Regulierungsbehörden stärker unter Druck kommen werde, hieß es bei einer Pressekonferenz der Erste Bank am Mittwoch.

Das österreichische Telekomunternehmen sei kein Übernahmekandidat, meint Erste-Analystin Vera Sutejda. In der derzeitigen Wirtschaftskrise gebe es Liquiditätsengpässe und Investitionen würden genau geprüft. Deshalb wäre eine Übernahme der Telekom Austria ungewöhnlich.

Das von der Telekom Austria angestrebte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBIDTA) für 2009 von rund 1,9 Mrd. Euro werde sehr schwer zu erreichen sein, glaubt Sutejda. Als Gründe nennt sie unter anderem ein hohes Abwertungsrisiko für die bulgarische Währung und die sich verschlechternde Wirtschaftslage in Serbien, wo der österreichische Telekombetreiber ein Start-Up gegründet hatte. Auch in Slowenien werde der Wettbewerb durch einen dritten Mobilfunkbetreiber verschärft.

Außerdem dürften auch die Entscheidungen der Regulierungsbehörden wie etwa die Senkung der Roaminggebühren innerhalb der EU die Umsätze und Gewinne der Unternehmen drücken. Davon werde die Telekom Austria mit einem Roaming-Anteil von 5 bis 6 Prozent am gesamten Umsatz am stärksten in der Region getroffen. Diesen relativ hohen Anteil verdankte das Unternehmen dem Tourismusland Österreich. Allerdings fielen die Roaming-Umsätze im ersten Quartal um mehr als 30 Prozent, auch weil es starke Rückgänge bei Geschäftsreisen gebe. Rund ein Drittel der Umsätze der Telekom-Austria-Gruppe stammen aus ihren CEE-Märkten Bulgarien, Weißrussland, Kroatien und Slowenien.

In den CEE-Ländern dominieren die etablierten Unternehmen in dem jeweiligen Land mit einem Marktanteil von 74 Prozent im Schnitt. Allerdings seien Umsatzzuwächse eine größere Herausforderung, denn der Trend zum Umstieg von Festnetz auf Mobilfunk halte an, besonders stark in Tschechien. Dazu komme eine stärkere Konkurrenz durch Kabel- oder alternative Anbieter. Auch im Mobilfunkbereich werden sinkende Preise aufgrund der Marktsättigung erwartet. Für Anleger seien allerdings die höheren Dividendenausschüttungen der Telekomunternehmen in CEE gegenüber Westeuropa ein Vorteil, so Sutejda.

Die Erste-Analysten bestätigen ihre Kaufempfehlung für die T-Hrvatski Telekom (T-HT), eine Tochter der Deutschen Telekom, sowie für die Telefonica O2 in Tschechien. Bei der Telekom Austria wird "halten" empfohlen mit einem Kursziel von 11 Euro. Die TA-Aktie notierte heute gegen 13.30 Uhr bei 10,76 Euro. (APA)