Gilian Tett: Fool's Gold. Verlag: Little Brown, 2009, 21,63 Euro

Little Brown

Die Erklärungen der Finanzkrise erschöpfen sich oft an simplen Begründungen wie Gier, Deregulation oder niedrigen Zinsen. Hinter der Kreditblase der vergangenen Jahre stehen aber komplexe Finanzinstrumente, wie Kreditderivate, fehlende Aufsicht der Regulierungsbehörden und Investoren, die neue Erfindungen der Wall-Street-Magiere nicht durchschaut, aber sehr wohl gekauft haben.

Gilian Tett, Journalistin bei der Financial Times und als beste Wirtschaftsjournalistin in Großbritannien 2008 ausgezeichnet, hat die Entwicklungen im Hintergrund der Kapitalmärkte aufgerollt. Im Zentrum der Tour durch die Welt der Derivate steht ein Team von JPMorgan-Bankern, die an Innovationen im Finanzbereich involviert waren. Sie entwickelten Credit Default Swaps, die den Ausfall von Corporate-Bonds versichern sollten, oder Colleteralized Debt Obligations, eine Struktur gebündelter und verpackter Kredite. Der Traum des Teams war ein besseres Finanzsystem, das mehr Risiko mit weniger Kapital tragen sollte. Doch die Ideen der mathematischen Genies wurden von einem Banksystem korrumpiert, das in einem Wettbewerb um Marktanteile aufgegangen war.

Die Kreditkrise wurde laut Tett von vielen Seiten befeuert: Investoren, die keine Ahnung von der hohen Mathematik von Swaps hatten, Regulatoren, die ihre Wirkung überschätzten, und Finanzmodelle, die die Wall Street in den Rausch immer komplexerer Deals katapultierten. Fool's Gold lässt wenig einfache Schlüsse zu, bleibt aber konkret - was hoffentlich einen Lernprozess ermöglicht. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.6.2009)