Graz - Nicht jede Behandlung ist bei beiden Geschlechtern gleich wirkungsvoll und Medikamente können bei Männern und Frauen unterschiedliche Wirkungen entfalten. Geschlechtsspezifische Aspekte von Gesundheit und Krankheit stehen im Mittelpunkt der Sommerakademie der Österreichischen Apothekerkammer (ÖAK), die vom 19. bis 21. Juni in Pörtschach am Wörthersee stattfindet.

"bessere, geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung"

Der "Kleine Unterschied und seine großen Folgen" - vor 30 Jahren noch ein provokanter Bestseller der deutschen Feministin Alice Schwarzer - ist heute ein immer stärker diskutiertes Thema in der Medizin und in der Pharmazie. Geschlechtsspezifische Faktoren wie Körperfett, der pH-Wert, Hormone und Stoffwechsel beeinflussen die Aufnahme und Wirksamkeit von Medikamenten. "Die Gender-Forschung liefert die Grundlage für eine bessere, geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung, bessere Therapieerfolge dank geschlechtssensibler Diagnose- und Therapiekonzepte und ein geringeres Risiko zum Beispiel bei Arzneimittelnebenwirkungen", erläutert Eckhard Beubler, wissenschaftlicher Leiter des Fortbildungsbeirates der ÖAK im Vorfeld der Tagung.

Tests nur an Männern

Ein Problem ist, dass trotz dieser verschiedenen Krankheitsverläufe bestimmte Medikamente nur an Männern getestet werden. "Da beispielsweise Frauen weniger Körpergewicht, mehr Körperfett und andere Hormone haben, werden Arzneistoffe bei Frauen mitunter langsamer aus der Leber transportiert. Die Nieren filtern weniger und Tabletten verweilen bei Frauen um ein Drittel länger im Magen als bei Männern", so der Badener Apotheker Heinz Haberfeld, Mitglied des Fortbildungsbeirates der ÖAK.

In Deutschland setzen sich Apotheker dafür ein, geschlechtsspezifische Dosierungsangaben verpflichtend für Neuzulassungen von Arzneimitteln in die Arzneimittelgesetzes-Novelle aufzunehmen. "Ich schließe mich dieser Forderung an: Die neuen Erkenntnisse sollten so schnell wie möglich in der täglichen Praxis umgesetzt werden. Wir Apothekerinnen sind für diese neuen Anforderungen gewappnet. Je besser die erforschten Daten sind, umso besser können wir unsere Kundinnen beraten", so Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer. (APA)