Rom/Neapel - Ein Horror-Video über ein tödlich verletztes Opfer der neapolitanischen Mafia schockt Italien: Ein von der Camorra angeschossener rumänischer Straßenmusikant liegt endlose Minuten sterbend am Eingang der Bahnstation Cumana, ohne dass ihm geholfen wird. Das zeigen die am Mittwoch von den italienischen Zeitungen veröffentlichten Videobilder von Überwachungskameras.

"Er stirbt, neben sich seine zu Tode erschrockene Lebensgefährtin, die um Hilfe bittet, jedoch von allen nur Gleichgültigkeit erntet", so beschreibt der "Corriere della Sera" die Szene. Aufnahmen zeigen, wie jemand mit dem Handy telefoniert, ein anderer entwertet seinen Fahrschein. Viele sind vor der Schießerei geflohen.

Die Szenen spielte sich am 26. Mai ab. Veröffentlicht wurden die Aufnahmen aber erst Wochen später. Im Zuge einer Fehde zwischen den Camorra-Clans Sarno-Ricci und Mariano fahren Männer auf vier Motorrädern vor der Bahnstation Cumana vor und eröffnen das Feuer. Der Musiker, der dort Akkordeon spielt, wird an einem Bein und und in der Brust getroffen. Er schleppt sich unter den neugierigen Blicken von Passanten in den Bahnhof und bricht dort zusammen. "Hilfe kam erst nach 30 Minuten, als er schon tot war", klagte die Lebensgefährtin. Für einen ebenfalls verletzten italienischen Buben sei sofort die Rettung gekommen.

Die Frau kehrte inzwischen mit ihren beiden Kindern nach Rumänien zurück. Als Entschädigung habe ihnen die Stadt Neapel einen Flug in die Heimat bezahlt, hieß es. Tickets für eine spätere Rückkehr nach Italien gab es nicht. (APA)