Ein Glücksspieltempel in Nachbarschaft zum Admiral-Casino rückt näher, nachdem die Stadt Wien die Konzession erteilt hat. Der Magistrat verteidigt die Bewilligung mit besseren Kontrollmöglichkeiten.

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Wien - Der Wiener Prater ist auf gutem Weg, zur größten Spielhölle Europas zu mutieren. Die Magistratsabteilung 36 unter Stadträtin Ulli Sima hat jedenfalls die Voraussetzungen dafür erfüllt. Und dem Glücksspielkonzern Novomatic die Konzession für 600 „Münzgewinnspielapparate" erteilt. Der entsprechende Bescheid, der dem STANDARD vorliegt, wurde bereits am 19. Mai erteilt.

 

Wie der zuständige Magistratschef Franz Oberndorfer erläutert, habe Novomatic die Voraussetzungen erfüllt. Dazu zählten die Verlässlichkeit und Unbescholtenheit der Verantwortlichen sowie die finanzielle Bonität des Konzessionswerbers. Während im Vorfeld bereits Kritik an den Plänen des Konzerns geäußert wurde, verteidigt Oberndorfer die Entscheidung: "Mit der Konzentration des Glücksspiel werden strengere Kontrollen möglich. Das ist durchaus im Interesse des Spielerschutzes." Der Freigabe sei eine ausführliche Prüfung unter Einbindung von Sachverständigen vorausgegangen.

Oberndorfer meint überdies, dass es mit der Zusammenlegung der bisher über den Prater verstreuten Automaten zu keiner Vermehrung selbiger komme. Allerdings hat der Magistrat bisher erst den Abbau von rund 300 alten Novomatic-Apparaten bewilligt. Nach dieser Rechnung würde der Prater also um 300 Automaten "bereichert".

Novomatic selbst versucht zu beschwichtigen. Die Konzessionserteilung bedeute nicht automatisch auch die Errichtung der neuen Spielhölle. "Die Übersiedlung ist noch in Evaluierung, die Entscheidung nicht getroffen", erklärt Unternehmenssprecher Hannes Reichmann. Übersiedlung heißt in diesem Fall Anbindung an den 2005 eröffneten Admiral-Glücksspielpalast, der Novomatic gehört. Letztlich dürften auch Kostenfragen eine Rolle spielen, würde der Bau doch einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen, wie Branchenkenner schätzen.

Interessant ist die Bewilligung auch im Hinblick auf das geplante neue Glücksspielgesetz, das künftig bundesweite Konzessionen vorsieht. Wien ist der Reform jedenfalls zuvorgekommen. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.6.2009)