Paris/Sao Paulo - Die Suche nach den noch vermissten Opfern des Air-France-Unglücksflugs 447 wird für die Bergungsmannschaften zunehmend frustrierender. In den vergangenen Tagen sichteten weder die Luftwaffe noch die Marine weitere Leichen auf See. Alle der bisher 49 geborgenen Opfer sind inzwischen auf brasilianischem Boden.

Am Dienstag wurden die letzten sechs Leichname auf die Insel Fernando de Noronha gebracht, wo sie einer ersten Untersuchung unterzogen wurden. Die Chancen, weitere Leichen zu entdecken, werde von Tag zu Tag kleiner, betonten brasilianische Militärsprecher. An Bord der in den Südatlantik gestürzten Airbus-Maschine befanden sich insgesamt 228 Menschen, darunter eine Tirolerin.

Die bisher erfolglose Suche nach den Flugschreibern heizte unterdessen die Diskussion über alternative Flugüberwachungen an. Die Pilotenvereinigung Cockpit kritisierte Überlegungen für eine ständige Überwachung von Verkehrsflugzeugen durch Satelliten scharf. Der Chef des Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, Louis Gallois, zeigte sich dagegen offen für die Einführung eines neuen Überwachungssystems.

Satellitenüberwachung

"Die Idee, die Flugschreiber durch ein permanentes System der Satellitenüberwachung zu ersetzen, ist interessant. Aber das ist meine persönliche Meinung", sagte Gallois in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstag auf der Luftfahrtmesse in Paris-Le Bourget. Immerhin könnten Flugschreiber zerstört werden oder verloren gehen.

Die Pilotenvereinigung Cockpit betonte, totale Kontrolle führe nicht zu mehr Flugsicherheit. "Auch im Hinblick auf terroristische Aktivitäten lehnen wir eine totale Überwachung ab", sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg. Bereits jetzt seien Fernschreiben, die von Bord an die Fluggesellschaft übertragen werden, im Internet zu finden. Umso gefährlicher sei es, wenn sich praktisch jedermann bis ins Detail über den Flugzustand informieren könne. Darüber hinaus verhindere auch die Atmosphäre im Cockpit, die sich durch die Überwachung verbreite, einen sicheren Flug. "Das schafft kein Vertrauen, wenn jeder Knopfdruck kontrolliert wird", meinte Handwerg. Die Privatsphäre werde so auf Null reduziert.

Die Suche nach den Flugschreibern in dem mehr als 1.200 Kilometer nordöstlich der brasilianischen Festlandküste gelegenen Seegebiet läuft seit Tagen auf Hochtouren. Beteiligt ist unter anderem das französische Atom-U-Boot "Emeraude". Die Flugschreiber senden noch etwa bis 30. Juni Signale aus. Das Wrack wird in großer Tiefe von mehr als 3.000 Metern vermutet. Ohne die Flugschreiber wird es nach Ansicht der Experten kaum möglich sein, die Absturzursache zu klären. Die französischen Flugunfallermittler wollen an diesem Mittwoch über den Stand der Untersuchungen berichten. (APA/dpa)