Graz/Wien - Der Wiener Staatsanwaltschaft soll nach Informationen des Justizministeriums bei den Ermittlungen im Fall Kampusch in Zukunft eine Person einer anderen Staatsanwaltschaft oder Oberstaatsanwaltschaft beigestellt werden. "Dieser Schritt ist zwar nicht alltäglich, in großen Fällen aber auch nichts Außergewöhnliches", sagte Katharina Swoboda, Sprecherin der Justizministerin Claudia Bandion-Ortner am Dienstag.

Dass der Akt der Staatsanwaltschaft Wien weggenommen werde, wie die Wiener Zeitung in ihrer Dienstagsausgabe berichtet hat, sei nie zur Debatte gestanden. Woher die Hilfe für die Wiener Justiz kommen werde, sei laut Swoboda "noch nicht entschieden."

Vom Bundeskriminalamt Wien hieß es laut APA, dass man bereits Gespräche mit der Grazer Justiz geführt habe. Laut einer Aussendung der Tageszeitung Österreich habe nach Aussage des ehemaligen Verfassungsgerichtshof-Präsidenten Ludwig Adamovich der Grazer Oberstaatsanwalt Thomas Mühlbacher "im Fall Kampusch eine neue bestimmte Funktion vom Justizministerium zugewiesen bekommen". Bei der Grazer Oberstaatsanwaltschaft wurde der Standard ans Justizministerium verwiesen. Auch die Wiener Behörde weiß laut einer Sprecherin "offiziell dazu noch nichts".

Die Entscheidung, im Fall Kampusch Hilfe aus einem anderen Gerichtssprengel zu holen, ist laut Swoboda gefallen, weil die unabhängige Kommission unter Adamovich' Leitung in ihrem Anfang Mai präsentierten Bericht grobe Mängel bei den Ermittlungen festgehalten hatte. (mue, spri, DER STANDARD Print-Ausgabe, 17.06.2009)