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Bill Clinton, UN-Gesandter

Foto: AP/Lee

New York - Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton (1993-2001) hat am Montag seinen neuen Posten als UNO-Sondergesandter für Haiti angetreten. Vor Journalisten in New York sagte Clinton: "Ich bin schon seit langer Zeit an Haiti interessiert." Nach seinem jüngsten Besuch in dem Karibik-Staat im März glaube er, dass Haiti trotz seiner überwältigenden Armut und der Zerstörung durch die verheerenden Hurrikane der letzten Jahre jetzt eine gute Chance habe, sich nicht nur zu erholen, sondern eine Wende zum Besseren zu schaffen.

Clinton, der für den Einsatz ein symbolisches Gehalt von einem US-Dollar pro Jahr von den Vereinten Nationen bezieht, will sich um private und staatliche Investoren für den Wiederaufbau des Landes bemühen. Er werde der Regierung in Port-au-Prince helfen, neue und "bessere Schulen, bessere Krankenhäuser und bessere Infrastrukturen" zu schaffen und umweltfreundliche Energien zu gewinnen, sagte Clinton. Haiti ist das ärmste Land in der westlichen Hemisphäre. 54 Prozent der Bevölkerung müssen mit weniger als einem US-Dollar (0,72 Euro) am Tag überleben.

Verheerende Stürme

Haiti gilt als das ärmste Land in Mittel- und Südamerika. Eine dreijährige Phase der wirtschaftlichen Erholung wurde 2008 jäh gestoppt: Steigende Preise für Nahrungsmittel und Kraftstoff sowie vier verheerende Stürme stürzten die Wirtschaft des auf der Insel Hispaniola gelegenen Landes erneut in den Abgrund. Neue Unruhen wurden befürchtet. Auf einer internationalen Geberkonferenz in Washington im April sagten die Teilnehmer dem Karibik-Staat für die kommenden zwei Jahre Hilfen in Höhe von 324 Millionen Dollar (244 Millionen Euro) zu.

Nach Jahrzehnten der Diktatur unter Francois Duvalier ("Papa Doc") und seinem Sohn Jean-Claude Duvalier ("Baby Doc") ab 1956 hatten nach einem Militärputsch und einer Verfassungsreform 1990 schließlich Wahlen in Haiti stattgefunden, bei denen der Armenpriester Jean-Betrand Aristide erstmals zum Präsidenten gewählt wurde. Die Situation blieb aber extrem instabil. Nach einem Militärputsch konnte Aristide wieder mit US-Hilfe an die Macht, gab diese aber 1996 an seinen engen Weggefährten Rene Preval ab, weil er laut Verfassung nicht mehr antreten durfte. 2001 kam Aristide nach neuen Wahlen, bei denen von massivem Betrug die Rede war, wieder an die Macht, verließ Haiti aber 2004 nach einer Rebellion in großen Teilen des Landes. Eine UNO-Stabilisierungstruppe wurde entsandt. Preval siegte 2006 bei einer von einer pro-amerikanischen Übergangsregierung vorbereiteten Wahl.

Clinton schickte 1994 US-Truppen nach Port-au-Prince, die die Rückkehr des gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide aus dem Exil ermöglichten. Im Frühjahr 1995 stattete Clinton der Karibik-Nation seinen ersten Staatsbesuch ab. Heuer im März war Clinton mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und einer Delegation von Geschäftsleuten in Haiti, um mögliche Ansatzpunkte zum Wiederaufbau der Wirtschaft zu erkunden. (APA/dpa)