Paris - Für die 100. Ausgabe der Flugzeugmesse in Le Bourget nördlich von Paris knallten nicht die Champagnerkorken, sondern die Regenschirme: Frankreichs Premierminister François Fillon weihte die alle zwei Jahre stattfindende Schau am Montag bei heftigem Regenwind ein. Überschattet wird die Air-Show auch vom Absturz des Airbus 330 über dem Atlantik. Sogar Boeing-Chef Jim McNerney stellte sich hinter den europäischen Hersteller: "Ich glaube nicht, dass ein schwerwiegender Defekt der Maschine infrage kommt. Der A330 ist ein zuverlässiges und erprobtes Flugzeug."

Die Solidarität zwischen den erbitterten Rivalen - in stürmischen Zeiten steht man zusammen - ist das einzige wirkliche Novum an der Messe, wenn man von dem regionalen "Superjet 100" der russischen Sukhoi absieht.

Die nach Paris geströmten Luftfahrtexperten diskutieren, wie rasch die Branche die Krise überwinden wird. Der internationale Verband der Fluggesellschaften IATA rechnet heuer mit Verlusten von über sechs Mrd. Euro. Unter Kreditengpässen leidend, stornieren sie immer mehr Bestellungen für Neumaschinen. Vor Le Bourget hatte Airbus seit Jahresbeginn ganze elf Aufträge eingeheimst, Boeing deren siebzehn.

Katar bestellte immerhin 24 Maschinen der A320-Familie für einen Wert von 1,4 Mrd. Euro. Das dürfte aber nicht die übliche Auftragslawine auslösen, in den letzten Jahren Rekordbestellungen von bis zu 65 Mrd. Euro eingebracht hatte. Weder westliche noch asiatische Airlines planen Ankündigungen. Der deutsche Airbus-Chef Thomas Enders gibt an, dass die Auftragsbücher mit 3500 Bestellungen auf mindestens fünf Jahre gefüllt seien. Auch Boeing sieht der Zukunft gelassen entgegen: Wir könnten beim Flugverkehr die Talsohle erreicht haben" , erklärte der Bereichsleiter Zivilflugzeuge Scott Carson. Danach gehe es wieder bergauf. IATA-Direktor Giovanni Bisignani hatte jedoch vor einer Woche erklärt: "Ich sehe nichts, was zu Optimismus Anlass gäbe." (Stefan Brändle, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.6.2009)