Mit "Angewandte Mediengestaltung - Art & Science Visualization" bietet die Universität für angewandte Kunst ab kommendem Wintersemester ihr erstes Masterstudium an. Aufbauend auf einem naturwissenschaftlichen oder künstlerischen Studium werden bei "Art & Science Visualization" neue Visualisierungstechnologien als künstlerische Medien und deren Anwendung für künstlerische Arbeiten und für die naturwissenschaftliche Forschung vermittelt.

"Es geht um das Sichtbarmachen von Prozessen und Dingen, die außerhalb der menschlichen Wahrnehmung sind. Naturwissenschaftliche Ergebnisse werden präsentierbar gemacht", erklärt der technische Studiengangsleiter Alfred Vendl. Als Beispiel nennt er die gängige Darstellung von Atomen als eine Art Erdkugel, um die herum die Elektronen als Planeten kreisen, die nur ansatzweise dem Tatsächlichen entspricht.

Auch wenn das Studium offen und projektorientiert konzipiert ist und sich an ein breites Vorbildungsspektrum richtet, liegt die Gewichtung des

Lehrplans dennoch auf der künstlerischen Seite. Verantwortlich dafür ist der Studiengangsleiter Virgil Widrich. Ob die Teilnehmer hauptsächlich aus dem künstlerischen Bereich kommen oder eher aus dem naturwissenschaftlichen, sei derzeit noch nicht abschätzbar, eine ausgewogene Mischung sei aber auch wegen des Synergieeffekts wünschenswert, so Vendl.

Neben dem Masterstudium wird ab kommendem Semester auch das Bachelor-Studium Sprachkunst auf der Angewandten angeboten. Der Inhalt des Studiums umfasst die vielfältigen Formen und Anwendungsbereiche von Textproduktion und Textvermittlung (nähere Infos: www.dieangewandte.at).

Weitere Pläne für die Umstellung der Studienangebote der Angewandten auf Bachelor und Master sind laut Rektor Gerald Bast derzeit aber nicht geplant. In Österreich beruhe der Bologna-Prozess, der eine europaweite Standardisierung der Studien durch Bachelor und Master bis 2010 vorsieht, auf Freiwilligkeit. "Solange das Bachelor-Studium in Österreich nur drei Jahre dauern darf, macht eine Diskussion darüber für uns keinen Sinn." Auch für das Architekturstudium, das an anderen Universitäten schon umgestellt wurde, macht eine Umstellung laut Bast keinen Sinn. Nach einem dreijährigen Bachelor-Studium sei man lediglich "Hilfsarchitekt, und dafür hole ich keine namhaften Lehrenden nach Wien", lautet seine Begründung.

Ähnlich wird das auch an der Akademie der bildenden Künste gesehen. Dort wird zwar das Architekturstudium seit Herbst als Bachelor-/Masterstudium angeboten. Eine weitere Umstellung der Studienangebote sei aber nicht vorgesehen, erklärt Andreas Spiegl, Vizerektor für Lehre und Forschung. Auch hier liegt der Grund in dem zu kurzen Bachelorstudium. "Drei Jahre ist für das Grundstudium im Bereich der bildenden Kunst einfach zu kurz", so der Vizerektor. Im Entwicklungsplan für die nächsten Jahre seien zwar weitere Masterstudien vorgesehen, die werden aber auf einem Diplomstudium aufbauen und eine Vertiefung in den einzelnen Bereichen zum Ziel haben. Dennoch wurde durch den Bologna-Prozess an der Akademie eine Diskussion in Gang gesetzt, die auch ohne Bachelor und Master zu einer Adaptierung der Curricula geführt hat.

Anders sieht das Rainer Zendron, Vizerektor an der Kunst-Uni Linz. Die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudium wurde für die meisten Studienrichtungen bereits umgesetzt. "Die Adaptierung des Lehramtsstudiums scheitert derzeit noch an den gesetzlich unscharfen Rahmenbedingungen. Im Bereich der bildenden Kunst versuchen wir gemeinsam mit den anderen Kunstuniversitäten eine mögliche Lösung zu finden", so Zendron, wobei auch er Schwierigkeiten darin sieht, welche Qualifikationen der Studierende für einen Bachelor-Abschluss braucht.

Grundsätzlich sei die Umstellung aber begrüßenswert, denn sie führe zu mehr Querdurchlässigkeit innerhalb der Studienrichtungen, so Zendron. Und genau das sei auch ein Wunsch der Kunst-Uni Linz. Positiv erkennbar ist für Zendron die große Dynamik, die sich durch den Umstellungsprozess auch im Bereich der bildenden Künste entwickelt hat, gesteht aber ein, dass gerade in diesem Bereich der Studienabschluss und der Titel nicht überbewertet werden dürfen. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe, 13./14. 6 2009)