Dublin - Mit heftiger Kritik am irischen Bildungsministerium ist eine zweitägige Sondersitzung des Parlaments in Dublin zum sogenannten "Ryan Report" über Missbrauchsfälle in kirchlichen Erziehungsanstalten zu Ende gegangen. Laut Kathpress warf der christdemokratische "Fine Gael"-Abgeordnete Phil Hogan dem ehemaligen Bildungsminister Michael Woods vor, sein Ministerium habe Missbrauchsfällen in kirchlichen Institutionen "untätig zugesehen".

Schon 2002 hatte Hogan den Minister um eine Untersuchung der Führung der sogenannten "industrial schools" gebeten. Statt seiner Bitte zu folgen, habe Woods ihn aber um weitere Details und Beweise gebeten. Ministerialbeamte, die Besorgnis über Missbrauch in kirchlichen Institutionen geäußert hätten, seien als "Spinner" abgetan worden, so Hogan.

Fehler eingeräumt

Der derzeitige Bildungsminister, Batt O'Keeffe, räumte Fehler seines Ministeriums in der Sache ein. Durch Nachlässigkeit habe man die Kinder im Stich gelassen. Vorwürfe des erziehungspolitischen Sprechers der Labour-Partei, Ruairi Quinn, sein Ministerium habe Fälle vertuscht und sei inkompetent, wies O'Keeffe jedoch zurück.

Woods verteidigte das 2002 zwischen katholischen Orden und der Regierung geschlossene Abkommen, das eine Höchstgrenze von 128 Millionen Euro für kirchliche Schadenersatzleistungen festgelegt hatte. Der Rest sollte vom Staat übernommen werden. Der Staat habe den Opfern gegenüber großzügig sein wollen, so Woods. Jede andere Vereinbarung hätte eine Entschädigung unnötig hinausgezögert und die Leiden der Betroffenen verlängert.

Kritiker hatten beklagt, dass der die Vereinbarung ein "Freundschaftsdienst" an der Kirche gewesen sei. Der tatsächliche Entschädigungsbedarf wird auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt. Die Regierung hat die 18 in die Missbrauchsfälle verwickelten Orden wiederholt aufgefordert, freiwillig mehr zum Schadenersatz beizutragen.

Der im Mai veröffentlichte "Ryan Report" hatte gezeigt, dass von 1930 bis 1990 mehr als 2.000 Kinder in kirchlichen Einrichtungen in Irland misshandelt, geschlagen oder sexuell missbraucht worden waren. (APA)