Budapest/Wien - Ein ungarischer Bürgermeister hat die geplanten Entlassungen bei einem Wasserwerk mit der Vergasung der Juden während des Holocaust verglichen. "Sie werden eigentlich in einen Zug gesetzt (...), dann werden sie in einen Raum geführt, wo der Hahn geöffnet wird, aus dem dann nicht Wasser fließt", sagte Janos Bencsik, Bürgermeister der westungarischen Industriestadt Tatabanya und Parlamentsabgeordneter der rechtskonservativen Oppositionspartei Fidesz-MPSZ in einer Sendung des privaten Fernsehsenders ATV am Freitagabend, wie die Nachrichtenagentur MTI berichtete.

Die regierenden Sozialisten (MSZP) forderten daraufhin umgehend einen Rücktritt Bencsiks von seinem Abgeordnetenposten und seinen Ausschluss aus Fidesz. Würde die rechtskonservative Partei dieser Aufforderung nicht nachkommen, würde eindeutig werden, dass Fidesz bestrebt sei, nach den nächsten Wahlen eine Koalition mit der rechtsextremen Formation Jobbik einzugehen, warnte der MSZP-Abgeordnete György Alexa im Gespräch mit MTI am Samstag.

"Ähnliche Mentalität"

Bencsik hatte sich in der Fernsehsendung zu den Privatisierungsbestrebungen bei den Nord-transdanubischen Wasserwerken (Eszak-Dunantuli Vizmü), die ihre Zentrale in Tababanya haben, geäußert. Dort habe man vor, zunächst einen Teil der Mitarbeiter in einen Outsourcing-Bereich zu verlagern und anschließend eine größere Anzahl von ihnen zu entlassen. Diese Vorgangsweise verglich er mit der Deportation und der Vergasung der Juden.

Laut einer auf der Homepage des Politikers (http://www.bencsikjanos.hu) veröffentlichten Mitschrift hatte die völlig entsetzte Moderatorin der Sendung mehrmals nachgefragt, ob er die Vergasung mit den Entlassungen wirklich auf eine Stufe stellen wolle. Bencsik hatte darauf bestanden, dass es sich um "eine ähnliche Mentalität" handle. Die Moderatorin brach letztlich das Gespräch ab. (APA)