Potsdam - Unterschiedlich schätzt das Einsatz-Führungskommando der deutschen Bundeswehr jene größeren Auslandsmissionen ein, an denen deutsche Soldaten gemeinsam mit dem österreichischen Bundesheer eingesetzt sind. Während die Entwicklung im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina als positiv beurteilt wird, gilt Afghanistan als zunehmend problematisch.

"Ich gehe davon aus, dass die Chance besteht, das Kontingent Ende des Jahres weiter zu reduzieren", sagte der Befehlshaber des in Potsdam stationierten Einsatz-Führungskommandos, Generalleutnant Rainer Glatz, im Gespräch mit der APA. Im Herbst stehe die politische Entscheidung an, ob die mehr als 2.100 stationierten Kräfte der EUFOR in eine Ausbildungs-Unterstützungsorganisation übergeführt würden. Die Mission in Bosnien-Herzegowina ist eine der ältesten Deutschlands und gilt als militärisch an ihrem Ende angelangt.

Den Kosovo bezeichnete Glatz als "ausgesprochen ruhig". Alle Befürchtungen anlässlich der Unabhängigkeitserklärung vor einem Jahr hätten "sich nicht materialisiert", auch der heurige erste Jahrestag sei ohne Probleme abgelaufen. Eine Ausnahme bilde lediglich die serbisch dominierte Region um Mitrovica.

"In Afghanistan ist die Lage wie im Vorjahr gekennzeichnet von einer Zunahme sicherheitsrelevanter Vorfälle, besonders im Süden und Osten", sagte Glatz. Die deutschen Truppen, mit 3.700 Soldaten das größte Auslandskontingent der Bundeswehr, sind im Norden des Landes eingesetzt. Derzeit sei die Situation stark von der Frage geprägt, wie sich die Verstärkungen durch die USA und die kommende Präsidentschaftswahl in Afghanistan auswirkten.

Ende des afghanischen Engagements ein Fehler

Glatz sowie der Leiter des Presse- und Informationszentrums, der Oberst im Generalstab Klaus Bücklein, wiesen darauf hin, dass ein Herausgehen der Bundeswehr aus Afghanistan zum jetzigen Zeitpunkt falsch wäre: "Wir haben gerade erst angefangen. Man muss einen langen Atem haben für Frieden sichernde Operationen", sagte Bücklein vor der ausländischen Presse in Berlin. "Wir werden uns auf ein langes Engagement in Afghanistan einrichten müssen." Zudem wäre die afghanische Bevölkerung "in höchstem Maße von uns enttäuscht", wenn die fremden Truppen das Land verlassen würden, sagte Bücklein.

Die Arbeit mit den Österreichern verlaufe an allen drei Standorten "ausgesprochen problemlos", sagte Generalleutnant Glatz. Mit dem Kommandanten der österreichischen Streitkräfte, Generalleutnant Günter Höfler, pflege er "ein herzliches Verhältnis". Zudem ist dauerhaft ein österreichischer Verbindungsoffizier im Einsatz-Führungskommando in Potsdam stationiert. Das Kommando in Potsdam-Geltow existiert seit 2002 und umfasst 250 Personen. Derzeit werden von dort aus 7.000 deutsche Soldaten im Auslandseinsatz geführt. (APA)