Wien - "Die Vorstellungen liegen noch sehr weit auseinander", erklärte Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) zu der am Freitag zu Ende gegangenen Konferenz der UN-Klimaorganisation UNFCC in Bonn, einer Veranstaltung im Vorfeld zu der großen Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember. Nach Einschätzung von Berlakovich müsse es bis Dezember noch zu "sehr viel Bewegung" kommen. Denn teilweise gebe es "illusorische Vorstellungen". So habe etwa Indien den Vorschlag gemacht, dass die Industrieländer ihren Treibhausgasausstoß bis 2020 um 80 Prozent reduzieren müssten, wenn sie wollen, dass auch die Schwellenländer Indien, China und Brasilien Zugeständnisse bei einem neuen Klimaprotokoll machen. Auch hätten die USA seit der Inauguration Präsident Obamas zwar viel auf den Weg gebracht, ein konkretes Mitmachen bei einem Kioto-Folgevertrag stehe jedoch noch aus. "Weiterhin hängt alles an den Amerikanern", so Berlakovich.

Beim Run auf die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (Irena), die künftig eine Art Gegenstück zur Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris bilden soll, habe Österreich "gute und intakte Chancen", so der Umweltminister. Die zuständigen Uno-Behörden würden die Entscheidung bis zum Sommer treffen; im Rennen seien neben Wien als Behördenstandort nur mehr Bonn und Abu Dhabi. Für Wien als Irena-Standort spreche, dass mit der Opec bereits eine wichtige Energie-Agentur hier ihren Sitz habe. Außerdem habe Österreichs Wirtschaft bei neuen Energien und bei Energieeffizienz viel Know-how gesammelt. (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.6.2009)