Die 13-jährige Mona Kohn macht das Spiel in der Polgarstraße.

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Wien/St. Pölten - Corina Eybl freut sich schon lange. "In der Schule ist bereits heftig diskutiert worden, wer jetzt mit wem im Stockbett schläft" , erzählt die 14-jährige Wienerin. Denn für dreizehn Mädchen des Bundesrealgymnasiums (BRG) Polgarstraße gibt es ab Montag und bis einschließlich Donnerstag schulfrei. Sie vertreten ihre Schule, und eigentlich ganz Wien, beim Bundesfinale der "Postliga Mädchenfußball" in St. Pölten. Dort warten, mit Ausnahme von Oberösterreich, die Landesmeister der anderen Bundesländer.

Einmal anders

"Sollten meine Mädchen das Finale erreichen" , sagt ihr Trainer Karlheinz Piringer, "wird es sicher Unterstützung durch Schüler und Schülerinnen unserer Schule geben." Motivation genug für die kickenden Mädchen. "Es ist lustig, wenn im Fußball einmal Burschen die Mädchen anfeuern - und nicht immer umgekehrt."

Die Zeiten, in denen Burschen schon in der Schule der Fußball und Mädchen der Volleyball zugeteilt wurde, sind längst vorbei. Der Idee zur Gründung der Postliga Mädchenfußball (PMF), dem Gegenstück zur Schülerliga der Burschen, sind während der EURO im vergangenen Jahr konkrete Taten gefolgt. Mädchen sollten auch "nach der EURO am Ball bleiben" , wie es im Politiker-Jargon hieß. Im Frühjahr dieses Jahres erfolgte der ballesterische Auftakt. Österreichweit beteiligten sich trotz organisatorischer Probleme gleich 104 Schulen und somit 1300 Schülerinnen am Bewerb, sagt Karlheinz Piringer, der auch Geschäftsführer der PMF ist. "Da es in Wien und in der Steiermark mit dem Ballerina- Cup bereits eigenständige Fußball-Turniere für Mädchen gibt, war es schwierig, das alles unter einem Hut zu bringen." Bis zum nächsten Bewerb soll die Postliga aber das Aushängeschild von Mädchenfußball in den Schulen sein. 120.000 Euro jährlich lassen sich ÖFB, Politik und Sponsoren die Heranführung von Mädchen an den Fußballsport kosten.

Neben dem Spaß soll damit auch die Qualität im österreichischen Frauenfußball gesteigert werden. "In den Schulen lassen sich Talente finden, die sonst nie freiwillig zu einem Fußballverein gehen würden" , sagt Piringer.

Bei Mona Kohn, der 13-jährigen Spielmacherin und Kapitänin des BRG Polgarstraße, hat die Rekrutierungsarbeit, freilich unfreiwillig, ihr jüngerer Bruder geleistet. Mittlerweile trainiert die Wienerin viermal pro Woche in einem Leistungszentrum. Nur die Besten der Besten werden hier genommen, egal ob Bub oder Mädchen. Auch in ihrem Verein FC Stadlau, wo sie dann am Wochenende kickt, spielt sie mit und gegen gleichaltrige Buben. "Insgesamt sind wir drei Mädchen im Verein. Da müssen wir uns eben durchsetzen" , sagt sie. Ab einem Alter von 16 Jahren darf Mona Kohn nicht mehr gemeinsam mit Burschen in einer Mannschaft kicken. Das sind die Regeln.

Fußball soll dennoch ihr weiteres Leben bestimmen, davon träumt Mona Kohn zumindest. "Zuerst ins Frauen-Nationalteam, und dann ab ins Ausland. Bayern München oder Arsenal wären nicht schlecht" , lauten die unbescheidenen Ziele. Die Frauenfußballweltmeisterschaft 2011 in Deutschland wird sie sich aber, sollte Österreichs Team die Qualifikation schaffen, vor dem Fernseher ansehen müssen.

Matura als Ziel

Dass es für Damen selbst im internationalen Fußball im Gegensatz zu den Männern fast (noch) nichts zu verdienen gibt, schreckt Mona Kohn nicht ab. "Ich will ja auch meine Matura machen" , sagt sie. In einer höher bildenden Schule - mit Schwerpunkt Fußball. (David Krutzler, DER STANDARD Printausgabe, 13.6.2009)