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Die Opel-Brüder Ludwig, Fritz, Heinrich, Wilhelm und Carl (v.l.) mit dem "Quintuplet" (Archivbild von 1895).

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Opel baute von 1886 bis 1940 Fahrräder, von 1898 bis heute Automobile und heute Arbeitsplätze ab. 1898 produzierte Opel rund 15.000 Fahrräder - treibende Kraft waren die Opel-Brüder, die auch erfolgreich Radrennen fuhren. Und Opel entwickelte sich bis in die 1920er-Jahre zum weltweit größten Fahrradhersteller. 1936 verkaufte Opel seine Fahrradproduktion an die NSU Motorenwerke.

NSU erzeugte ebenfalls ab 1886 Fahrräder. Damals zum Beispiel das Hochrad Germania. Zwei Jahre später, 1888, baute NSU das mitunter heute noch bekannte Niederrad Pfeil. Ab 1901 gehört ein großer Teil der Aufmerksamkeit bereits den Motorrädern, und NSU erlebt mit den Krafträdern einen Aufstieg, ähnlich dem von Opel bei den Fahrrädern und ist in den 1950er-Jahren der größte Zweiradhersteller der Welt. 1957 wird der NSU Prinz auf der Automobilmesse IAA der Welt vorgestellt. 1963 ist der Prinz das erste Auto mit einem Wankelmotor. Heute ist die NSU GmbH eine Tochter des Automobilherstellers Audi.

Aber zurück zu Opel - der Name fällt ja fast nur mehr gemeinsam mit jenem von Magna. Magna hat 1998 die Konzernreste von Steyr-Daimler-Puch übernommen, einem einstigen Autobauer, der vorher aber Fahrräder produzierte. Entstanden aus einer Gewehrfabrik, baute Steyr-Daimler-Puch ab 1894 Fahrräder. Und keine Oma, die nie ein Waffenrad besaß. Noch bevor man bei Puch ein Jahrhundert Fahrradproduktion feiern konnte, wurde das Werk geschlossen und die Markenrechte an Piaggio verkauft.

Wenn wir aber schon bei Daimler sind: 1960 wurde Daimler gemeinsam mit der Lanchester-Gesellschaft von Jaguar übernommen. Lanchester war ein Automobilhersteller, der 1931 von BSA, der Birmingham Small Arms Company, übernommen wurde. Bekannt wurde BSA als Motorradhersteller. Bevor allerdings 1903 das erste Motorrad noch hinter verschlossenen Türen gebaut wurde, erzeugten die Briten ab der 1880er-Jahre Fahrräder. 1972 ging der Markenname BSA an Norton Villiers Triumph.

Triumph war nicht nur Motorrad- und Autohersteller, sondern baute auch Fahrräder: 1886 wurde die Triumph Cycle Company gegründet, drei Jahre später die ersten Fahrräder produziert und 1896 wurde in Nürnberg das Tochterunternehmen mit dem Namen Deutsche Triumph Fahrradwerke AG gegründet. Ab 1923 baut Triumph Autos. Heute nicht mehr.

Das erinnert wiederum an Sunbeam, einen ursprünglich englischen Fahrradhersteller. Sunbeam baut auch Motorräder und später, ab 1899, Automobile. Sunbeam wird 1919 gemeinsam mit Talbot von Darracq gekauft. Die STD, Sunbeam-Talbot-Darracq-Gruppe, ging 1935 in Konkurs und wurde von der Rootes-Gruppe übernommen, zu der auch Hillman und Humber gehörten. Die Rootes-Gruppe wurde in den 1960er-Jahren von Chrysler übernommen.

Seit 1928 gehört zu Chrysler die 1901 gegründete Fahrrad- und Maschinenfabrik der Brüder John Francis und Horace Elgin Dodge, die ab 1914 auch Autos produzierte.

Diese Liste ließe sich noch lange fortführen, doch bei Chrysler schließt sich gerade der Kreis: Wir sind wieder bei der derzeitigen Krise und dem Niedergang eines großen Automobilbauers. Und da fällt auf: all diese Geschichten haben Eines gemeinsam: Es begann mit dem Fahrrad, die Firma wuchs, schwor den Rädern ab und besiegelte somit ihr Ende. Vielleicht hat die beraunzte Krise ja auch ihr Gutes, und anders als mein Großvater, haben wir nicht bald ein Auto mit dem Namen unseres ersten Fahrrades, sondern ein Fahrrad mit dem Markennamen unseres ersten Autos. (Guido Gluschitsch)