Die Betreiber des sozialen Netzwerks Facebook haben eine politisch motivierte Hassgruppe von den eigenen Seiten entfernt. So wurde eine australische Uservereinigung gesperrt, die sich offensiv gegen Muslime richtete. Dem Portal zufolge hat die Gruppe "I Hate Muslims in Oz" ("Ich hasse Muslime in Australien") Inhalte mit einer "ausdrücklichen Botschaft des Hasses" verbreitet. Nachdem die Plattform vor einem Monat bereits zwei Gruppierungen von Holocaust-Leugnern gesperrt hatte, scheint Facebook die eigene Einstellung gegenüber umstrittenen Vereinigungen dieser Art zu überdenken. Zuvor war das Portal in massive Kritik geraten, weil es Behauptungen, der Holocaust habe niemals stattgefunden, per se nicht als Hass erachtet hatte. Über den bestmöglichen Umgang mit Hetzgruppen in Social Networks besteht nach wie vor weitgehend Uneinigkeit.

Keine andere Möglichkeit als Sperre

"Es kann und darf überhaupt keine Frage sein, dass Propaganda auf einer hauptsächlich von jungen Menschen genutzten Plattform unterbunden werden muss. Facebook hat mit der Sperre recht", meint Rainer Gries, Propagandaexperte und Gastprofessor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien. Dem Experten zufolge besteht im Internet keine andere Möglichkeit als die Sperre. Die Anzahl an Gruppen, die Hassnachrichten online verbreiten, nehme zu. Diese nutzen soziale Netzwerke zu ihren Zwecken und betreiben Propaganda auf subversive Art und Weise. Ihre Nachrichten könnten vom Nutzer nur schwer relativiert und gegengecheckt werden, wodurch sie auf der Suche nach Wahrheitsgehalt "in einer Sackgasse" landen würden. "Gegenüber klassischen Medien wie dem Fernsehen oder dem Radio sind die User im Internet einer höheren Gefahr ausgesetzt, Opfer solcher Nachrichten zu werden", erklärt Gries.

Schmaler Grat

Facebook ergreift gegen die Anti-Muslim-Gruppe eigenen Angaben zufolge "die gleiche Maßnahme" wie im Fall der gesperrten Holocaust-Leugner. Zuvor hatten die Portalbetreiber hingegen erklärt, dass deren Botschaften nicht hasserfüllt seien und darüber hinaus "nicht gegen die AGB des Unternehmens verstoßen". Ob Facebook nunmehr einen generellen Sinneswandel im Umgang mit umstrittenen Hassgruppen erlebt und es zu weiteren Sperren kommen wird, bleibt vorerst ungewiss. Man wolle sich mit Experten über die Vorgehensweise verständigen, zu einer Änderung der Plattformpolitik soll es zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht kommen. Dabei wandert Facebook auf einem schmalen Grat zwischen der Gewährung von Meinungsfreiheit und der Verhinderung von politischer Hetze und Propaganda. Hassgruppen, die sich gegen fremde Kulturen oder ethnische Minderheiten wenden, verzeichnen unterdessen einen wachsenden Zustrom von Nutzern und treten jene Meinungsfreiheit mit Füßen, die ihnen zur Verbreitung ihrer Botschaften eingeräumt wird. (pte)