Gregor Pötscher zur Liga-Reform: "Die Entscheidungen werden eben woanders getroffen. Und wir müssen uns fügen."

Foto: GAK

GAK-Urgestein Gregor Pötscher steht mit den "Rotjacken" vor dem Aufstieg in die Erste Liga. Trotz der schweren Auswärtsaufgabe bei Blau-Weiß Linz im letzten Spiel der Saison ist er sehr optimistisch, dass der Sprung in die zweite Leistungsstufe gelingen kann. Im Interview berichtet der GAK-Trainer von aufgehenden Türen, von zu großen Sprüngen und drehenden Radln. Er spricht über Vereinstreue, den Goldenen Käfig Bundesliga, über die richtige Einstellung, Nationalteam, Constantini, Hickersberger und Klinsmann. Der Abschaffung der Regionalliga steht der "Pep Guardiola von Graz" skeptisch gegenüber. Das Gespräch führte Thomas Hirner.

derStandard.at: Ihre Philosophie als Trainer?

Gregor Pötscher: Das Wichtigste ist, dass die Spieler Spaß haben an dem, was sie machen. Wenn ich irgendwohin muss, keinen Spaß dabei habe und mich hinquälen muss - das sagt schon das Wort "muss", dann wird auch nichts Gscheites herauskommen. 

derStandard.at: Sie haben mit dem GAK den Aufstieg in die Erste Liga vor Augen, dazu ist wohl heute ein Sieg in Linz gegen Blau Weiß (Tabellensiebenter/erst zwei Spiele zu Hause verloren) von Nöten. Aufstiegskonkurrent Hartberg (punktegleich) hat mit einem Heimspiel gegen den neuntplatzierten SAK Klagenfurt die vermeintlich leichtere Aufgabe.
Sehen Sie den GAK trotzdem in der Favoritenrolle?

Pötscher: Ich würde nicht sagen, dass wir in der Favoritenrolle sind. Wir haben uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet. Wir haben den Aufstieg mit einem Sieg gegen Blau Weiß Linz in der Hand und können so die Tür zur Bundesliga aufstoßen. Es wird zwar nicht leicht, weil Hartberg von der Papierform die leichtere Auslosung hat, aber ich glaube, dass wir stark genug sind, auch auswärts in Linz gewinnen zu können.

derStandard.at: Medien und Öffentlichkeit feiern den GAK bereits als Aufsteiger. Wie gedenken Sie, die Spieler auf das wichtige Spiel einzustellen und am Boden zu halten?

Pötscher: Genauso wie in den letzten acht Wochen, also von dem Zeitpunkt an, als es angefangen hat, zu laufen. Die Burschen wissen absolut, worum es geht. Nur weil es das letzte Spiel ist, brauchen wir nicht einen großen Hehl daraus machen. Da brauche ich nicht viel sagen, worum es da geht und ich muss auch nicht auf die Euphoriebremse treten.

derStandard.at: Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass das Projekt Aufstieg in die Erste Liga funktionieren wird?

Pötscher: Ich bin sehr optimistisch.

derStandard.at: Der GAK ist mit drei Niederlagen und einem Remis in die Saison gestartet und hat im Mai eine eindrucksvolle Serie mit sieben Siegen in Serie hingelegt. Wie kam es dazu?

Pötscher: Da haben alle Verantwortlichen maßgeblichen Anteil daran, vom Präsidenten bis zum Platzwart, vom Trainer über Spieler bis zu den Zuschauern. Alle die an dem Ding Wiederaufstieg basteln. Jeder hat seinen Beitrag geleistet, dass wir jetzt die große Chance haben.

derStandard.at: Wie wichtig ist Ihnen als GAK-Urgestein Vereinstreue?

Pötscher: Schon sehr wichtig. Ich bin schon lange bei dem Verein, ich möchte nicht sagen, dass ich eine Bringschuld habe, aber ich werde von dem Verein bezahlt und ich möchte auch von mir die bestmöglichste Leistung abrufen, das erwartet sich der Verein und ich erwarte mir im Gegenzug, dass alles so hinhaut, wie es ausgemacht ist.

derStandard.at: Wie steht es um die finanziellen Probleme des GAK?

Pötscher: Es ist sicher noch immer nicht alles eitel Wonne, aber das hat auch andere Gründe. Aber der Verein konsolidiert sich schön langsam und wir kämpfen auf jeder Linie, auch wirtschaftlich, aber es funktioniert und das Radl dreht sich. Und mit einem Aufstieg machen sich wieder ein paar Türen auf, das ist ganz normal.

derStandard.at: Ihre Erfolgsgeschichte als Spieler kann sich sehen lassen. Welche Pläne und Ziele haben Sie als Trainer mit dem GAK und für ihre weitere Karriere?

Pötscher: Das Spiel gegen Blau Weiß am Freitag ist einmal das wichtigste. Dann können wir uns hoffentlich freuen und dann können wir weiterschauen. Mit der Mannschaft ist sicher einiges möglich, weil wir eine recht junge Mannschaft haben mit ein paar Routiniers. Das Ziel wäre dann von mir, wie auch vom GAK, dass wir uns in der Adeg-Liga etablieren und Erfahrung sammeln und irgendwann, vielleicht nach zwei Jahren angreifen. Wir müssen kein Hehl daraus machen, dass wir dorthin wollen, wo wir herkommen.

derStandard.at: Sie werden auch der "Pep Guardiola von Graz" oder "Gregino" genannt. Wie kam es dazu?

Pötscher: Das stammt von einem Artikel auf der GAK-Homepage mit dem ich in Wirklichkeit keine richtige Freude habe. Ich bin nicht der Pep Guardiola und auch nicht Gregino, sondern einfach der Gregor Pötscher und fertig. Es wird nämlich nicht immer rund laufen, momentan heißt es, dass ich gute Arbeit mache, darüber kann auch geschrieben werden, das passt auch, aber wenn es im Gegenzug einmal nicht so gut läuft, dann soll das auch angesprochen werden, aber nicht doppelt und dreifach, weil dann geht das gleiche Radl ins Negative. Ich nehme natürlich auch Kritik an, aber dann soll sie auch fachlich und normal ausfallen und nicht mit Superlativen im Negativen.

derStandard.at: Die Regionalliga steht vor dem Aus. Inwieweit wurden Sie und der GAK von diesen Plänen informiert und inwieweit wurden sie miteinbezogen?

Pötscher: Mit dem steirischen Verband hat es Sitzungen gegeben. Wir haben unsere Meinung kundgetan, dass wir es nicht gut finden, dass die Regionalligen abgeschafft werden, weil der Sprung von der Landesliga in die Bundesliga sowohl sportlich als auch finanziell einfach zu groß ist. Aber die Entscheidungen werden eben woanders getroffen. Und wir müssen uns fügen.

derStandard.at: Beugt sich der ÖFB den Wünschen der Bundesligisten, die wohl lieber unter sich sein wollen und weniger Konkurrenz von unten haben wollen?

Pötscher: Es ist klar, die Bundesligisten sehen das Ganze anders, aber man sollte dabei eigentlich die Gesamtsituation sehen und nicht aus dem Goldenen Käfig heraus entschließen, keinen mehr hineinzulassen.

derStandard.at: Glauben Sie, dass der österreichische Fußball von der Reform profitieren wird können?

Pötscher: Schwierig abzuschätzen. Ich fände es gut, wenn es eine Leistungsklasse dazwischen geben würde, weil man sich so besser auf die Bundesliga vorbereiten kann. Das ist meine Meinung und auch die des Vereins.

derStandard.at: Viele glauben, mit dem Kader des FC Barcelona kann man gar nichts falsch machen. Würden sie sich zutrauen, mit dem FCB Champions League-Sieger zu werden?

Pötscher: Ich glaub nicht, dass dies Zufall ist, der Trainer ist gut und der gehört dazu. Jeder würde das sicher nicht zusammenbringen. Es passen einfach gewisse Typen zu gewissen Typen. Es passen bestimmte Trainer zu bestimmten Mannschaften, es passen gewisse Spieler zu gewissen Klubs und auch anders rum. Ein Klinsmann passt nicht zu Bayern.

derStandard.at: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des ÖFB-Teams?

Pötscher: Das Nationalteam hat zuletzt eine ordentliche Leistung geboten. Es geht nur so. Man muss alles geben und den Leuten ein ehrliches Produkt verkaufen. Wenn man eine gute Arbeit macht und jeder sieht, dass man alles gibt, dann honorieren das auch die Fans so wie jetzt in Serbien, wo einfach Pech dabei war.

derStandard.at: Passt Constantini besser zum ÖFB-Team als Hickersberger?

Pötscher: Ich finde, dass es auch unter Hickersberger nicht so schlecht war, aber Constantini passt genauso zu Österreich. Dem einen gefällts, dem anderen nicht. Die Geschmäcker sind verschieden. (Thomas Hirner, derStandard.at, 10. Juni 2009)