Wien - Ein Apotheker ist am Mittwoch im Wiener Straflandesgericht zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt worden, weil er einen 87-jährigen General mit einem Telefonhörer blutig schlug. Der 50-jährige Apotheker hat sich über den Lärm geärgert, der aus der Wohnung des pensioniertem Offiziers kam: Der ehemalige Offizier hat regelmäßig in seinen Räumlichkeiten auf- und abexerziert.

Zu Besuch

Der Apotheker war am 5. Jänner 2009 auf Besuch in der Wohnung bei einem Bekannten. Sie saßen zusammen und tranken das eine oder andere Gläschen. Irgendwann wurde dem 50-Jährigen der Lärm aus dem oberen Stockwerk dann zu viel: Er lief hinauf, klopfte und läutete Sturm und zeigte dem 87-Jährigen durch den Türspion seinen Apothekerausweis und rief: "Polizei! Aufmachen!".

Wütender Apotheker

Als der pensionierte Offizier öffnete, drängte sich der Apotheker in dessen Wohnung und ohrfeigte den 87-Jährigen. Dieser lief zum Telefon, um die Polizei zu verständigen, worauf der Eindringling ihm den Apparat entriss und den Hörer zweimal auf den Kopf schlug. Passanten hörten durch das geöffnete Fenster die Hilferufe des Mannes und eilten herbei, um den wütenden Apotheker zu bändigen.

Dieser gab sich vor Gericht zerknirscht: "Mir ist das Ganze unerklärlich." Er sei damals "unter Stress gestanden und hat leider einmalig die Kontrolle verloren", ersuchte der Verteidiger um Verständnis.

Kein Schmerzensgeld

"Einen brummenden Schädel hab' ich gehabt und das Blut ist mir runtergelaufen. Aber reden wir nicht drüber, am nächsten Morgen war alles wieder in Ordnung", beschrieb der General im Zeugenstand die erlittenen Verletzungen. Auf finanzielle Wiedergutmachung lege er keinen Wert, so der Pensionist zur Richterin. Als der Verteidiger ihm ein paar hundert Euro Schmerzensgeld in die Hand drücken wollte, lehnte der 87-Jährige ab: "Ich brauche das nicht! Geben Sie es dem Roten Kreuz!"

Der Schuldspruch wegen Amtsanmaßung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung, Nötigung und Sachbeschädigung ist rechtskräftig. (APA)