Das andauernde Lamento über das neue "kulturfeindliche" Anti-Korruptionsgesetz veranlasst mich zur Fragestellung, für wen wir eigentlich spielen. Bis jetzt war es klar und jedermann bewusst, dass Opernhäuser, Theater und Festspiele in Österreich aus Steuergeldern erhalten werden - mit der Verpflichtung, diese für Kultur vermittelnde Veranstaltungen zu verwenden und dem Steuerzahler etwas anzubieten, was dieser auf der Basis nicht kommerzieller, also nicht gewinnorientierter Preise erwerben kann.

Kartenkäufer sind selbstverständlich die interessierten Zuschauer und Zuhörer, die die Darbietung besuchen wollen. Keinesfalls beruht das System der Kulturvermittlung aber darauf, dass Wirtschaftsunternehmen Karten erwerben, um diese etwaigen Kunden oder anderen Personen in Form von Geschenken anzubieten. Das widerspricht in krassester Form sowohl dem Wesen des Theaters als auch dem stillen Übereinkommen mit dem Steuerzahler. Es ist geradezu eine Beleidigung der Institution Theater, wenn nicht jene, die Eintrittskarten erwerben, auch die sind, die das Dargebotene erleben wollen. Und es ist auch eine Hintergehung des Steuerzahlers, dessen Leistung nicht widmungsgemäß verwendet wird.(Ioan Holende, Direktor der Wiener Staatsoper, DER STANDARD/Prntausgabe, 10.06.2009)