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Brian Molko 2007 beim 41. Montreux Jazz Festival

REUTERS/Denis Balibouse

Wien - Der Hocker hinterm Schlagzeug von Placebo ist der Schleudersitz der Band. Nach dem letzten Album und der darauf folgenden Tour ist dieser hochgegangen und hat Steve Hewitt aus dem Bandgefüge bugsiert: Tschüss mit "ü" ! 1996, zwei Jahre nach ihrer Gründung, ist dasselbe Schicksal Robert Schultzberg widerfahren: Ciao mit "au" ! Auf dem heißen Stuhl sitzt nun Steve Forrest, der beim eben erschienenen neuen Album Battle For The Sun die Felle haut.

Auf ihrem sechsten Studioalbum entfernen sich Placebo noch weiter von ihren Ursprüngen. Diese waren zeitgenössische, etwas bissigere Deutungen von Ideen und Ästhetiken, die einst Künstler wie David Bowie etabliert hatten. Brian Molko, charismatisch-nasaler Sänger und Gitarrist, muss sich diesen Vergleich schon wegen seiner Spielchen mit dem Androgynen gefallen lassen - weshalb die Band bei Freunden des Kajalstifts auch besonders angesagt ist.

Dessen ungeachtet bewies das Trio immer ein gutes Händchen im Fach des eingängigen Alternative Rock, eine Diagnose, die auch auf Battle For The Sun (Dreambrother/ Edel) uneingeschränkt anwendbar ist. Wenngleich diese Wiederholung eines Erfolgsmodells natürlich auch eine gewisse Stromlinienförmigkeit bedingt, die unter anderem dafür sorgt, dass Placebo mit ihrer Musik bei einem Festival wie Nova Rock zwischen einschlägigen Formationen nicht weiter negativ auffallen. Wirklich positiv aber auch nicht. Nicht mehr.

Ihr verschärfter Rock, eher reduktionistisch als überladen, wird mit griffig-knackigen Refrains ausgestattet und mit Melodien versehen, deren Wiedererkennungswert auch unter Einfluss heimischer Festival-Folklore nicht wesentlich leidet. Ja, so wird man Headliner - am 20. Juni.

Zu weiteren Folklore-Garanten zählen Monster Magnet, Slipknot, Limp Bizkit, Machine Head oder eine Supergroup des Grauens mit Namen Chickenfoot. Dahinter stecken Sammy Hagar, Michael Anthony (beide früher bei Van Halen), der Mietgitarrist Joe Satriani (stand u. a. in Diensten der Rolling Stones, Deep Purples oder Yngwie Malmsteens) sowie dem Schlagzeuger der Red Hot Chili Peppers, Chad Smith. Das Resultat ist grobklotziger, vorgestriger Hardrock von Leuten mit zu viel Tagesfreizeit.

Eine der Grundvoraussetzungen für so manchen Festivalbesuch, also irgendwie passend. (flu, DER STANDARD/Printausgabe, 10.06.2009)

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