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Sony "Motion Controller" für die PS3 soll schon im März 2010 erscheinen.

REUTERS/Fred Prouser

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Auf der vergangenen Videospielmesse E3 hat Sony ein bewegungssensitives Eingabegerät für die PlayStation 3 vorgestellt, welches das Beste aus zwei Welten miteinander verbinden soll: Intuitives Spielen und moderne Technik. Damit könnte die Vision der populären Heimkonsole Nintendo Wii neue Dimensionen erreichen und neben einfachen Party- und Fitnessspielen auch tiefer gehende Spielerlebnisse ermöglichen.

Technologie

In einer Live-Präsentation demonstrierten die Entwickler, die schon für die Umsetzung von EyeToy verantwortlich waren, die Funktionsweise des "Motion Controller" (MC) getauften Prototyps:

  • Controller und Kamera: Das System besteht aus einem zylindrischen Controller mit einem leuchtenden, kleinen Ball an der Oberseite und einer Kamera, welche die Bewegungen erfasst.
  • Sensoren und Tasten: Der Controller verfügt über einige Tasten, wie einen analogen Abzug für den Zeigefinger, und integriert einen Beschleunigungssensor für axiale Bewegungen, sowie einen Sensor, der Bewegungen um die eigene Achse erfasst. Ein ähnliches System bringt Nintendo mit dem Wiimote-Adapter "WiiMotion Plus" diesen Sommer auf den Markt.
  • Motion Tracking: Den wesentlichen Unterschied macht der "Leuchtball" an der Oberseite des Controllers aus. Dieser kann von der handelsüblichen PlayStation Eye-Kamera lokalisiert werden und bildet damit die exakte Position des Eingabegeräts ab.
  • Mehrere Controller: Die Kamera kann mehrere Controller erfassen und erlaubt somit die Kombination zumindest zweier MC, bzw. theoretisch auch mehr als einen Spieler vor dem Fernseher.
  • Extrem Präzise: Wie unterschiedliche Demonstrationen veranschaulichten, sei damit erstmals verzögerungsfreie und "sub-Millimeter-genaue" Steuerung möglich, die die Bewegungen des Controllers und dessen Position 1:1 im Spiel wiedergibt.

Anwendungsbeispiele

Sony zeigte unterschiedliche Anwendungsgebiete für das System. Einige markante Beispiele verdeutlichen die Stärken anschaulich:

  • Schreiben, Malen: Es mag banal klingen, ist für Gestensteuerung aber eine schwierige Aufgabe. Der MC ermöglicht es freihändig zu schreiben und als Malstift oder Spraydose eingesetzt zu werden.
  • Greifen: Mit zwei MC lassen sich auch kleinere virtuelle Objekte, wie Bauklötze aufheben und stapeln.
  • Shooter: Wie bereits von Nintendos Konsole bekannt, kann der MC als Pistole genutzt werden. Neben der höheren Präzision kommt hier allerdings vor allem die Kamera zugute. So wird registriert, wo der Controller des Spielers sich befindet und man kann so auch aus der Hocke, aus dem Stehen oder Liegen schießen.
  • Schwertkampf: Der Einsatz von zwei MC erlaubt es, zwei virtuelle Hände zu simulieren. In der linken Hand kann man so etwa einen Schild halten und zum Schutz kontrollieren und in der rechten Hand ein Schwert schwingen.
  • Bogenschießen: Beim Bogenschießen werden beide MC für eine Waffe kombiniert eingesetzt. In der linken hält man den Bogen, mit der rechten holt man den Pfeil aus dem Köcher und spannt ihn ein. Die Spannung des Bogens wird danach bestimmt, wie nah die beiden Controller zu einander sind. Je weiter auseinander, desto stärker der Schuss.

Casual-Gaming und Hardcore-Gamer

Während Nintendos Wii den Casual-Gaming-Boom auslöste und Microsoft mit "Project Natal" in Zukunft auch jene Menschen ansprechen möchte, die sich bisher über die Barriere "Controller" nicht drübergetraut haben, will Sony eine Brücke schlagen.

Mit den Fähigkeiten des eigenen Systems könnten sowohl unerfahrene Spieler als auch so genannte Hardcore-Gamer angesprochen werden. Das Motion-Tracking, die Präzision und nicht zuletzt die rechenstarke Hardware der PS3 würden die Tore für "ernsthafte" Spiele mit Bewegungssteuerung öffnen, ohne auf ansprechende Grafik und realistische Physikeffekte verzichten zu müssen.

Die Möglichkeiten reichen von Sportspielen für den Breitenmarkt bis zu anspruchsvolleren Lichtschwertkämpfen und Feuergefechten. Rollenspiele böten sich hier genauso wie Egoshooter an. Zieht man die Mikrofone der PlayStation Eye-Kamera hinzu, könnte wie bei "Project Natal" auch Sprachsteuerung in die Spielevielfalt mit einfließen.

Eine Frage des Contents

Wie gut Sony seinen Plan umsetzen kann, wird in erster Linie von den Spielen abhängen. Dritthersteller wurden offiziell zwar schon mit entsprechenden Entwicklungswerkzeugen beliefert, gezeigt hat man bislang allerdings nur Technologie-Demos.

Umso erstaunlicher wirkt die Ankündigung, dass der "Motion Controller" schon ab März 2010 erhältlich sein soll. Der vorgestellte Prototyp spiegele noch nicht das finale Design wieder, auch die Anzahl und die Wahl der Tastenbelegung stehe noch nicht fest.

Preis

Genauso unklar ist zurzeit noch die Preisgestaltung. Das Produkt mit Kamera und ein oder besser zwei Controllern könnte mit gut 100 Euro zu Buche schlagen. Die PlayStation Eye ist aktuell für 30 bis 40 Euro im Handel erhältlich. Nintendo verlangt für die Wiimote plus Nunchuk-Controller etwa 60 Euro.

Es dürfte allerdings davon auszugehen sein, dass Sony den Motion Controller im Gesamtpaket mit Spiel oder gar mit Konsole zu einem zumindest teilweise subventionierten Preis anbieten wird. Bis dahin sollten die Anschaffungskosten der PS3 zusätzlich deutlich gefallen sein.

Vermarktung mit Schwierigkeiten?

Daneben wird sich weisen müssen, wie schwer es wird, eine verbesserte Technologie gegenüber einem etablierten, wenn auch einfacherem System (Wii) und gegenüber einer später erscheinenden neuen Technologie (Project Natal) zu vermarkten. Ohne "Must-Have"-Titel wird die Produkteinführung wohl schwer fallen.

Auf der anderen Seite könnte Sony zugute kommen, dass Nintendo bereits den Markt für Motion-Gaming erschlossen hat. Wii-Käufer könnten die PS3 mit Motion Controller dann als willkommenes Upgrade sehen, um auf eine technisch weiterentwickelte Konsole zu wechseln.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at. 10.6.2009)