Nach den von Fedora beinahe schon gewohnten Verzögerungen am Ende des Release-Zyklus hat die von Red Hat gesponserte Linux-Distribution nun eine neue Version der eigenen Software zum Download freigegeben. Mit Fedora 11 bleibt das Projekt der Ausrichtung der letzten Ausgaben treu, "Cutting Edge" ist auch dieses mal eine treffliche Beschreibung für das Linux-System.
Neues
So viele frische Pakete und neue Technologien wie bei Fedora finden sich bei kaum einer anderen Distro, dies manifestiert sich in der neuen Ausgabe an einer Fülle von Punkten. So löst Fedora 11 zu weiten Teilen den Hardwareabstraktionslayer HAL durch die diversen DeviceKit-Services ab, diese sollen vor allem deutlich schlanker als der Vorgänger sein.
Grafisches
Bei Grafikserver setzt man auf den X.org Server in der Version 1.6 samt DRI2, beim Kernel Based Mode Setting, das in Fedora 10 seine Premiere feierte, werden neben ATI- nun auch Intel- und NVidia-Chips unterstützt, wenn auch noch noch bei allen auch von Haus aus. Dazu passend wird für NVidia-Karten jetzt der neue Noveau-Treiber verwendet, der damit den bisher zum Einsatz kommenden "nv" ersetzt. Dadurch werden nicht nur mehr Chipsets als bisher unterstützt, auch die Vorteile von RandR 1.2 lassen sich hier nun nutzen.
ext4
Ein weiteres Highlight setzt man in Dateisystemsfragen: Fedora 11 bringt erstmals ext4 als Default-Dateisystem zum Einsatz, der ext2/3-Nachfolger kann vor allem mit einer höheren Geschwindigkeit als seine Vorgänger aufwarten. Besonders deutlich ist dies beim Dateisystemscheck wahrnehmbar, der jetzt um ein vielfaches flotter erledigt wird. Zu ext4 gesellt sich aber noch ein weiteres neues Dateisystem, btrfs befindet sich derzeit noch in einem sehr frühen Stadium, soll auf Dauer aber die Zukunft der Linux-Filesysteme darstellen. Momentan rät man von dieser Wahl für Produktivsysteme aber noch ab.
Auswahl
Bei der Softwareausstattung gibt sich Fedora so aktuell, wie es irgend geht. Der Kernel ist in Version 2.6.29 enthalten, sämtliche Pakete sind mit der gcc 4.4 erstellt worden. Der Desktop GNOME wurde mit der Version 2.26.2 aufgenommen, alternativ stehen aber auch KDE 4.2 und Xfce 4.6 zur Auswahl. Firefox 3.5 ist in einer Vorversion enthalten, OpenOffice.org in der vor einigen Wochen freigegebene Release 3.1.0.
Kern
Weitere Eckdaten sind Python 2.6, Thunderbird 3 und die glibc 2.10.1. Weiterentwickelt wurde auch das Paketformat RPM, hier ist nun die Release 4.7 enthalten, die vor allem bessere Performance liefern soll. Zur weiteren Geschwindigkeitssteigerung beim Einspielen von Updates trägt bei, dass nun auch Delta-RPMs unterstützt werden, also in solchen Fällen wirklich nur die Änderungen statt dem vollständigen Paket heruntergeladen werden.
Disks
Ein neues Feature des GNOME-Desktops ist das Palimpset Disk Utility, das unter anderem per SMART über den aktuellen Zustand der eigenen Festplatten informiert. Außerdem ermöglicht es das einfache Formatieren von internen und externen Datenträgern vom Desktop aus, auch eine Verschlüsselung kann hierbei einfach vorgenommen werden.
Vermischtes
Außerdem wurde die Boot-Zeit erheblich beschleunigt, der Stromverbrauch eines Fedora-Systems wurde ebenfalls weiter reduziert. Es gibt bessere Fingerprint-Reader-Unterstützung, der Druckserver Cups integriert sich nun mit dem Authentifizierungs-Framework PolicyKit, der Paketmanager kann bei Bedarf automatisch Firmware oder zur Darstellung einer Datei nötige Programme nachladen. Über Kontrollgruppen können AdministratorInnen die Hardwareressourcen in mehrere Untergruppen einteilen und diese dann nach Bedarf den Anwendungen zur Verfügung zu stellen.
Download
Fedora 11 kann ab sofort von der Seite des Herstellers in Ausgaben für 32- und 64-Bit x86-Systeme und PowerPC-Rechner heruntergeladen werden. Neben der vollständigen Installations-DVD gibt es wie gewohnt auch LiveCDs für KDE und GNOME. Unterdessen hat die Arbeit an Fedora 12 bereits begonnen, die kommende Release soll bereits Anfang November folgen. (Andreas Proschofsky [@suka_hiroaki auf Twitter], derStandard.at, 09.06.2009)