Wien - Kalt und warm gab es am Dienstag für die Aktionäre der OstBankenholding Raiffeisen International; ein paar bekamen auf dem Hinweg auch eine kleine Dusche ab. Der ob der Sommerhitze aktivierte Rasensprenger vor dem Wiener Konferenzzentrum, in dessen sehr klimatisierten Saal A die diesjährige Hauptversammlung (HV) stattfand, war schlecht eingestellt.

Auf der Tagesordnung stand neben trockener HV-Routine wie Beschlussfassung zur Verteilung des Bilanzgewinns (die RI schüttet wieder 93 Cent je Aktie aus) auch sehr Bedeutsames. Die Bank, die keine Bank ist (die RI AG ist eine Holdinggesellschaft mit Banktöchtern in 15 Ländern Osteuropas; sie gehört zu 70 Prozent der RZB; 27 Prozent halten institutionelle und drei Prozent private Investoren), hat sich von ihren Aktionären nämlich die Erlaubnis geholt, in den kommenden fünf Jahren Genussrechte in der Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro zu begeben.

Das so aufgebrachte Geld gilt als Eigenkapital und soll RI erlauben, die Kapitalstruktur "zügig und flexibel" zu stärken, die Vorsorge in diese Richtung ist laut dem Vorstand unter Herbert Stepic "in der aktuellen Finanzkrise wichtig und erforderlich". Das Bezugsrecht der Aktionäre wurde ausgeschlossen; man werde "strategische Investoren ansprechen". Verwendet wird das Kapital für die "Netzwerkbanken" im Osten, "wohin soll es denn sonst fließen?", fragte Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner, der die Aktionärsversammlung leitete. Den Bezugsrechtsausschluss hat Anlegervertreter Wilhelm Rasinger (IVA) kritisiert. Er geht von einer Verzinsung von zehn Prozent aus; "davon könnten durchaus auch Privatanleger profitieren".

Wirtschaftslage

Hintergrund all dessen ist die Wirtschaftslage im Osten; RI hat im ersten Quartal 2009 ihre Kreditrisikovorsorge fast vervierfacht, auf 445 Mio. Euro. 2008 betrug der Gewinn zwar noch 981 Mio. Euro; bereinigt um Währungsdifferenzen und Hedges ("umfassendes Ergebnis") waren es nur 38,7 Mio. Euro.

Aufnahmestopps, Mitarbeiterabbau und vor allem Kreditrestrukturierungen stehen auf dem Programm; "unser Problemkind Nummer eins ist die Ukraine" wie Stepic sagte. Und: "Wir befinden uns noch mitten im Orkan." Auf die Frage eines Aktionärs, warum RI 2008 trotzdem keine Firmenwertberichtigungen vorgenommen hat, erklärte Finanzvorstand Martin Grüll, "die Ergebnisse der Impairmenttests haben keine Wertberichtigungen erforderlich gemacht. Die Marktpreise waren auch bei Akquisitionen relativ günstig".

Einen ob des RI-Kursverlustes (die Aktie kostete 2007, bei der Kapitalerhöhung, 104 Euro; derzeit 28 Euro) enervierten Kleinaktionär besänftigte all das nicht. "Wo ist mein Vermögen?", fragte er und sprach sich gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat aus. Ohne großes Echo; die Entlastung ging spielend durch. (gra, DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2009)