Wien - Jedes siebente Kind in Österreich wächst mit nur einem Elternteil auf. Der Großteil davon mit der Mutter. 2008 hat es laut Statistik Austria in Österreich 8.300 alleinerziehende Väter mit einem Kind unter 15 Jahren gegeben. Im Vergleich dazu waren es 106.200 Mütter. Väter, die um das Sorgerecht ihrer Kinder kämpfen, beklagen sich über unfaire und ungerechte Gerichtsverfahren. "Dieses Ohnmachtsgefühl bringt uns zur Verzweiflung", sagte Martin Stiglmayr, Obmann des Vereins "Väter ohne Rechte". Was die Männer wollen: Das Kind soll nach der Trennung das Recht haben, beide Elternteile zu sehen, sagte Stiglmayr.

Frauen würden vor Gericht immer noch einen gewissen "Mütterbonus" genießen, während Väter ihre Kompetenzen viel stärker unter Beweis stellen müssen. "Die Qualifikation einer Mutter wird aber vor Gericht nie geprüft, die des Vaters schon", meinte Stiglmayr.

"Väter können aber genauso sorgend sein und die Versorgung von ganz kleinen Kindern übernehmen", fasste Martina Leibovici-Mühlberger, Ärztin, Psychotherapeutin und Lehrgangsleiterin der ARGE-Erziehungsberatung in Wien, die Ergebnisse einer Studie über die Situation alleinerziehender Väter in Österreich zusammen, die im Jahr 2006 im Auftrag des Sozialministeriums unter ihrer Leitung durchgeführt wurde. Im Sorgerechtsverfahren haben sie es aber oft schwer, ihre Kompetenzen zu beweisen. "Unsere Rechtsprechung ist hier vielleicht nicht am letzten gesellschaftsphilosophischen Stand der Entwicklungen", sagte sie.

Wie sieht das Bild vom modernen Vater im Jahr 2009 aus?

Den reinen "Versorgervater", der sich rein für das Finanzielle und den Unterhalt zuständig fühlt, gibt es zwar noch, seine Spezies sei aber "im Aussterben begriffen". Daneben gibt es immer mehr die voll engagierten Männer, die die Versorgung des Säuglings mittragen oder völlig übernehmen und zusehends primäre Bezugsperson für Kinder werden. "Im Sorgerechtsverfahren sitzen sie dann aber trotzdem auf der Reservebank", sagte Leibovici-Mühlberger.

Neben dem Vaterbild hat sich auf der anderen Seite aber auch das Mutterbild verändert. Es gibt die traditionellen Frauen, die im Muttersein voll aufgehen; daneben jene, die sich ihre Mutterschaft paritätisch mit dem Partner aufteilen. Aber auch solche, die sich mit der mütterlichen Versorgungstätigkeit wenig identifizieren können und stärker im Beruf aufgehen. In der Gesellschaft haben es diese aber immer noch schwer, so Leibovici-Mühlberger. (APA)