Moskau - Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am Montag die Rehabilitierung weiterer Mitglieder der Zarenfamilie angekündigt, darunter auch die Rehabilitierung von Michail, dem jüngeren Bruder des letzten Zaren Nikolaus II. Die Prüfung des Archivmaterials habe ergeben, dass sie Opfer der bolschewistischen Geheimpolizei Tscheka wurden, ohne dass ihnen konkrete Verbrechen zur Last gelegt worden seien, hieß es zur Begründung.

Michail Alexandrowitsch war nach dem Sturz Nikolaus' II. durch die Februarrevolution 1917 "Zar für einen Tag". Nach der Oktoberrevolution im gleichen Jahr wurde er in die Verbannung nach Perm gebracht und im Juni 1918 in einem nahegelegenen Wald erschossen.

Zusammen mit dem Großfürsten Michail wurden fünf weitere Mitglieder der Zarenfamilie rehabilitiert, darunter Elisaweta Romanowa, die Schwester der Frau von Nikolaus II. Ihn und seine im Juli 1918 in Jekaterinburg getöteten Familienmitglieder hatte Russlands Oberster Gerichtshof im vergangenen Oktober offiziell rehabilitiert.

"Historische Entscheidung"

Die Nachfahren der Romanows nannten die Entscheidung "historisch". "Das ist ein wichtiger Meilenstein zur Herstellung der historischen Gerechtigkeit", sagte der Anwalt der Nachfahren, German Lukjanow. Die Opfer seien nur wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Schicht als "gefährlich für die totalitäre Sowjetführung und das politische System" eingestuft und deshalb getötet worden. Nach dem Ende der Sowjetunion war die Rehabilitierung der 1918 in den Wirren der Revolution erschossenen Zarenfamilie mehrfach verweigert worden.

Lukjanow sagte, dass der juristische Kampf der früheren Zarenfamilie weitergehe und etwa die Rehabilitierung von Nikolais Mutter sowie der Dienerschaft angestrebt werde. Lange Zeit waren die Morde an den Romanows von der Justiz nur als Straftaten und nicht als politische Verbrechen gewertet worden.

Die Zarenfamilie wird bis heute in weiten Teilen der Bevölkerung verehrt. Auch die russische Filmindustrie hatte zuletzt wie in dem Streifen "Admiral" die Zarenfamilie eher als Opfer politischer Gewalt dargestellt. Nicht nur Monarchisten sind davon überzeugt, dass der Revolutionsführer Wladimir Iljitsch Lenin den Befehl zur Ermordung gab. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte die Gerichtsentscheidung vom Oktober als symbolischen Akt gelobt, der die von Präsident Dmitri Medwedew geforderte Überwindung des "Rechtsnihilismus" im Land beschleunige. (APA/dpa)