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Die SPÖ geht als großer Wahlverlierer aus der EU-Wahl hervor und die Zahlen der Wählerstromanalyse sprechen eine dementsprechend deutliche Sprache:

18 Prozent der ehemaligen SPÖ-Wähler vom EU-Wahljahr 2004 blieben dieses Mal zuhause, zeigt die Wählerstromanalyse von SORA. 76.000 WählerInnen wanderten zu Hans Peter Martin ab, an den Regierungspartner ÖVP verlor die SPÖ hingegen nur sehr wenige Stimmen (17.000).  Neben ehemaligen NichtwählerInnen des Jahres 2004 konnte die SPÖ auch im Pool der ehemalige Grün-WählerInnen fischen - 36.000 machten dieses Mal ihr Kreuzerl bei der SPÖ. Bei der Nationalratswahl 2008 erhielt die SPÖ insgesamt rund 1.430.000, bei der EU-Wahl nur 629.000 Stimmen.

ÖVP kann ehemalige Nichtwähler mobilisieren

Die Stimmen der ÖVP setzen sich laut GfK Austria zu 84 Prozent aus jenen ÖsterreicherInnen, die auch bei der NR-Wahl 2008 ihre Stimme der ÖVP gaben, zusammen. Im Gegensatz zur SPÖ verlor die ÖVP daher an andere Parteien nur sehr wenige Stimmen (zwischen 12.000 und 28.000 Stimmen). 68.000 der ehemaligen ÖVP-WählerInnen bei der EU-Wahl 2004 blieben dieses Mal zuhause, dafür konnte die ÖVP aber aus dem Nichtwähler-Pool 116.000 dazu bewegen, ihnen die Stimme zu geben.

HPM verliert an FPÖ, überzeugt aber Nichtwähler

Viele Wähler der SPÖ wanderten zu Hans Peter Martin ab, im Gegenzug dazu verlor Hans Peter Martin allerdings 55.000 seiner WählerInnen von 2004 an die FPÖ. 159.000 ÖsterreicherInnen, die 2004 noch zuhause blieben, entschieden sich am Sonntag für Hans Peter Martin.

Die FPÖ konnte 191.000 WählerInnen, die 2004 nicht zur Wahlurne gegangen waren, überzeugen. Darunter waren vermutlich viele ehemalige FPÖ-WählerInnen, die der FPÖ 2004 einen großen Verlust durch ihr Fernbleiben von der Wahl beschert hatten. Befürchtungen der SPÖ, dass sich besonders viele ihrer Wähler zur FPÖ hinwenden könnten, bewahrheiteten sich nicht - rund 26.000 entschieden sich zu diesem Schritt.

Die parteiinternen Streitereien rund um Johannes Voggenhuber führten nicht dazu, dass viele Grün-WählerInnen daheim blieben. 39.000 wanderten zur ÖVP ab, 36.000 zur SPÖ. Mobilisieren konnten die Grünen vorwiegend Nicht-WählerInnen.

Junge bei ÖVP und FPÖ

Das BZÖ - 2004 bei der EU-Wahl noch nicht angetreten - konnte 57.000 NichtwählerInnen und 28.000 FPÖ-WählerInnen mobilisieren. Die KPÖ und JULIS erhielten 6.000 Stimmen von den Grünen, 18.000 von NichtwählerInnen.

Die jungen WählerInnen (unter 35-Jährige) gaben ihre Stimmen vorzugsweise der ÖVP (28 Prozent), der FPÖ (19 Prozent) oder den Grünen (14 Prozent). Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise kamen vor allem der ÖVP und FPÖ zu Gute. Die Spitzenkandidaten spielten bei der Wahlentscheidung nur für die HPM-Wähler eine Rolle.

Übrigens: an die EU-kritischen oder anti-europäischen Listen (MARTIN, FPÖ, BZÖ) gingen ein Drittel aller Stimmen, das entspricht in etwa auch der Verteilung zu Zeiten der EU-Volksabstimmung vor 15 Jahren. (edt/derStandard.at, 8.6.2009)