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Ministerpräsidentin Johanna Sigurdardottir (auf dem Bild in der siegreichen Wahlnacht Ende April) nannte die Vereinbarung mit Großbritannien und den Niederlanden einen "entscheidenden Schritt" bei der Bewältigung der auf Island besonders massiven Finanzkrise.

Foto: APA/EPA/Kolbeins

Islands Regierung hat sich mit Großbritannien und den Niederlanden über die Rückzahlung gigantischer Schulden aus dem Banken-Zusammenbruch im Herbst geeinigt. Wie am Wochenende in Reykjavik, London und Den Haag mitgeteilt wurde, müssen die Isländer in den kommenden 15 Jahren insgesamt 3,6 Milliarden Euro in die britische und die niederländische Staatskasse überweisen. Die Summe entspricht fast drei Viertel eines Jahreshaushaltes auf der Atlantikinsel.

Die Regierungen in London und Den Haag hatten die Einlagen von mehr als 300.000 heimischer Kunden bei Icesave, einer Tochter von Islands zweitgrößter Bank Landsbanki, zunächst aus eigenen Mitteln zurückerstattet. Landsbanki war im Oktober zusammen mit den beiden anderen führenden isländischen Geldinstituten zusammengebrochen. Der britische Premierminister Gordon Brown ließ bei der Sperrung aller Icesave-Guthaben in seinem Land Antiterror-Gesetze anwenden, was zu erheblicher Empörung in Island führte.

Aufschub

Island bekommt von den Gläubigerländern einen Zahlungsaufschub von sieben Jahren zugestanden. Innerhalb der folgenden acht Jahre verpflichtet sich Islands Regierung zur Rückzahlung von 2,3 Milliarden Euro an Großbritannien. Die Niederlande sollen insgesamt 1,3 Milliarden Euro zurückbekommen.

Als Zinssatz vereinbarten die beteiligten Regierungen 5,5 Prozent. Nach der Vereinbarung ist der isländische Staat für die Rückzahlung aus Steuermitteln für Schulden verantwortlich, die aus der aggressiven Kreditvergabe von Landsbanki und dessen Konkurrenten Kaupthing sowie Glitnir entstanden sind. In Reykjavik verlautete, dass man wahrscheinlich bis zu 90 Prozent der Rückzahlungen an die Briten und Niederländer aus Eigenmitteln der zwangsverstaatlichten Bank decken könne.

Rascher EU-Beitritt angestrebt

Ministerpräsidentin Johanna Sigurdardottir nannte die Vereinbarung einen "entscheidenden Schritt" bei der Bewältigung der auf Island besonders massiven Finanzkrise. Die sozialdemokratische Regierungschefin strebt einen schnellen EU-Beitritt ihres Landes an.

In Deutschland warten immer noch über 30.000 Kunden auf die Rückzahlung ihrer Einlagen über zusammen mehr als 300 Millionen Euro bei der Auslandstochter Kaupthing Edge von Islands größter Bank. Das Geld ist fest zugesagt und soll demnächst aus Eigenmitteln zurückerstattet werden.

Island mit seinen rund 300.000 Einwohnern ist wie kaum ein anderes Land von der Finanzkrise betroffen. Das Land musste vom Internationalen Währungsfonds (IWF) mit Milliardenhilfen vor dem drohenden Staatsbankrott bewahrt werden und hat unter anderem auch Russland um Hilfe gebeten. Das russische Finanzministerium kündigte am Samstag an, kommende Woche mit Island über einen möglichen Kredit verhandeln zu wollen. (APA/dpa/Reuters)