"Ich kenne keine Agentur, in der nicht Leute entlassen worden sind. Vor zwei Jahren war das noch ganz anders."

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Betritt man die Werbeagentur Draftfcb Kobza im siebten Wiener Bezirk, stechen vor allem die dutzenden Werbepreise ins Auge, die schön säuberlich aneinander gereiht auf einem Regal stehen. Auch Florian Schwab, Senior Texter bei Draftfcb Kobza, möchte noch einige solcher Preise abräumen: "Preise sind unser Motor. Abgesehen davon, dass wir alle unsere Sachen gerne draußen hängen oder im Fernsehen sehen, ist die ganze Branche ein bisschen narzisstisch."

Bereits seit zehn Jahren ist Florian Schwab als Texter tätig, seit mittlerweile vier Jahren bei Draftfcb Kobza. Der Begriff "Texter" sei aber irreführend, geht es doch nicht nur ums Schreiben, sondern vielmehr um die Konzeption einer Idee.

Vom Praktikum zum Job

Die Entwicklung einer solchen Idee sei ein Gemeinschaftsprozess: Bekommt die Agentur von einem bestehenden Kunden einen Auftrag, setzen sich Texter und Art Director zusammen. "Wir arbeiten 20 bis 30 Vorschläge aus, die wir auf die besten fünf reduzieren. Dann fasse ich alles zusammen. Wenn der Kreativdirektor sein OK gibt, geht das Ganze zum Kunden", so Schwab.

Ursprünglich wusste Schwab gar nicht, dass es den Beruf, den er heute ausübt, überhaupt gibt; der Traumberuf "Werbung" stand allerdings fest. Als nach Matura und Zivildienst ein Praktikum entweder als Kundenberater oder als Texter zur Wahl stand, entschied er sich fürs Texten. Nach zwei Praktika wurde er schließlich von einer Wiener Agentur übernommen. Heute sei es jedoch aufgrund der Wirtschaftskrise nicht mehr so einfach, in die Branche einzusteigen: "Ich kenne keine Agentur, in der nicht Leute entlassen worden sind und keine, die Leute sucht. Vor zwei Jahren war das noch ganz anders."

"Mehr Ideen, die über das Bild funktionieren"

Gute Texte sind für Schwab eine Sache von Gespür, Talent und Erfahrung. "Gewisse Dinge funktionieren automatisiert. 08/15-Sachen wie Verkaufsanzeigen kann ich relativ schnell herunter schreiben. Wenn man es hundert Mal gemacht hat, dann geht die 101 schnell von der Hand."

In der Werbung sei jedoch nicht mehr so viel zu schreiben wie früher: "Es gibt heute viel mehr Ideen, die über das Bild funktionieren und ohne große Worte auskommen." Handelt es sich nicht um "08/15-Sachen" sei es auch eine Sache von Glück, dass einem eine gute Idee genau dann einfällt, wenn man sie braucht. In der Zwischenzeit landen 90 Prozent seiner Arbeit im Mistkübel, so der Texter: "Ich mache 80 bis 90 Prozent meiner Arbeit umsonst. Damit muss man umgehen können."

"Baumaschinen genauso interessant wie Fisch"

Neben guten Deutschkenntnissen sei auch ein oberflächliches Interesse an den verschiedensten Dingen für einen Texter von Vorteil: "Ich finde Baumaschinen genauso interessant wie Fisch - aber nicht ins Detail gehend. Ich lese mir gern etwas darüber durch. Das ist wichtig, wenn man über die unterschiedlichsten Dinge schreiben muss."

Berufliche Ziele gibt es für Florian Schwab noch auf jeden Fall. "Auf der Karriereleiter habe ich noch ein paar Schritte vor mir." Und es sei eben wichtig, dass man sich hin und wieder einen Preis abholt. (maf/derStandard.at, 8. Juni 2009)