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Foto: AP/Salemi

Der Todestag von Fatima Zahra, der Tochter des Propheten Mohammed und Ehefrau des Imam Ali, ist im Iran ein Feiertag. Vor 1400 Jahren hatte Fatima Zahra für ihren Mann Ali, den späteren vierten Kalifen, kampagnisiert; Zahra Rahnavard sammelt Stimmen für ihren Gatten, Mir-Hossein Mussavi, der Präsident werden will. Und es ist das erste Mal, dass die Frau eines Präsidentschaftskandidaten im Wahlkampf so präsent ist.

Als Kind trug sie einen anderen Vornamen. "Als ich die Geschichte der Prophetentochter kennengelernt habe, bat ich meine Eltern, meinen Namen zu ändern" , erzählt sie in der Husseiniya Seyyidu Shuhada im Süden Teherans. Wenn sie heute in einfachen Worten über ihr Vorbild spricht, stockt ihre Stimme immer wieder und sie kämpft mit den Tränen. Auch die Zuhörerinnen sind ergriffen.

Händchenhaltend tritt das Präsidentenpaar in spe auf, händchenhaltend sind sie auf Wahlplakaten zu sehen. In- und ausländische Medien stürzen sich auf die Frau in dieser Männerwelt, die dem Wahlkampf eine neue Note gibt. Das hat iranische Zeitungen bereits dazu veranlasst, Vergleiche mit Barack Obamas Frau Michelle zu ziehen.

Allerdings gibt die vielleicht künftige First Lady für Hochglanz-Modemagazine nichts her. Die Mutter dreier Töchter ist von Kopf bis Fuß in den schwarzen Tschador gehüllt. Ein bisschen Farbe verleihen ihr nur ein weiß-schwarz geblumtes Kopftuch, die rostrote Umhängetasche mit traditionellen Teppichmustern und der grüne Schal. Grün ist die Wahlkampffarbe ihres Mannes.

Frau Doktor ist im Iran keine Unbekannte. Die 61-Jährige flüchtete einst in die USA, wo sie gegen den Schah demonstrierte. Heute ist sie eine angesehene Bildhauerin, deren Werke auf öffentlichen Plätzen ausgestellt sind. Zudem war die promovierte Politologin auch Dekanin der Zahra-Universität, als erste Frau in dieser Position, und sie gehörte zu den Beratern des Reformpräsidenten Mohammed Khatami. Als nach Mahmud Ahmadi-Nejads Wahlsieg die reformorientierten Akademiker aus den Universitäten verdrängt wurden, verließ auch sie ihren Posten.

Mussavis Gattin schreibt nun zwar Artikel gegen die Diskriminierung der Frau, Feministinnen bewerten ihren Einsatz jedoch nüchtern als Wahlkampfkalkül und nicht als Programm. Sie sehen Zahra Rahnavard nicht als unabhängige Person, sondern als Aushängeschild ihres Mannes. Und vor allem haben sie nicht vergessen, dass sie eine Theoretikerin der islamischen Bewegung war. (Astrid Frefel/DER STANDARD, Printausgabe, 6.6.2009)