Kiel/Sassnitz - Während eine aktuelle Studie vor dem Verschwinden der Dorschbestände wegen Überfischung im Atlantik warnt, erholen sich die Bestände in der Ostsee, teilte der Fischereiminister von Schleswig-Holstein, Christian von Boetticher, in Kiel mit. Er bezog sich dabei auf eine Untersuchung des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES).

Der langjährige Managementplan für den Dorsch, bessere Kontrollen und freiwillige Maßnahmen der Fischer ermöglichten nach seiner Einschätzung den Erfolg. Vor allem der traditionell größere Bestand in der östlichen Ostsee zeige einen steilen Anstieg. Wesentlich seien aber auch die außerordentlich starken Dorsch-Nachwuchsjahrgänge 2005 und 2006 gewesen.

Erhöhte Fangquoten-Empfehlung

Der Präsident der deutschen Kutter- und Küstenfischer, Norbert Kahlfuss, bestätigte die gute Bestandsentwicklung des Ostsee-Dorsches auch in Mecklenburg-Vorpommern. Dadurch habe die Fangquoten-Empfehlung für die östliche Ostsee um 15 und in der westlichen Ostsee um neun Prozent erhöht werden können. "Was allerdings die EU bei der Quotenvergabe daraus macht, ist noch offen", sagte Kahlfuss.

Trotz der Erholung der Bestände sind die Fischer an der Ostsee nicht zufrieden, denn die Preise sind im Keller. "Wir haben einen Preisverfall bei Dorsch von bis zu 40 Prozent zu verkraften", sagte Kahlfuss. Für die Fischereibetriebe seien Kilopreise unter einem Euro existenzbedrohend. Grund dafür sei ein Überangebot von Dorsch und Kabeljau auf dem Markt.

Hintergrund

Die EU beschloss im Oktober vergangenen Jahres eine Reduktion der Dorschquoten 2009 in der westlichen Ostsee um 15 Prozent. Die meisten Ostsee-Anrainerstaaten, darunter Finnland, Polen und die baltischen Staaten, wollen hingegen keine stärkere Reduktion der Quoten. Umweltexperten fordern wiederum einen Totalstopp des Dorschfangs in der gesamten Ostsee. (APA/AP/red)