Bild nicht mehr verfügbar.

Noch kennt Apple das Geheimnis des Erfolgs

Foto: Archiv

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Moscone Center in San Francisco im Zeichen der WWDC

Wenn Apples Marketing-Chef Phil Schiller am Montag im Moscone Center in San Francisco die Bühne für seine Keynote betritt, wird er nicht nur über Snow Leopard und iPhone OS 3.0 plaudern, wie offiziell am Programm steht. Obwohl der Konzern aus Cupertino es nicht bestätigen will, dürfte klar sein, dass auch ein neues iPhone präsentiert wird. Doch der Versionssprung bei der Hardware soll, darf man einschlägigen Berichten glauben, nur minimal sein. Im Moscone Center stehen von 8. bis 12. Juni daher vor allem die Apps im Rampenlicht

"Light-years ahead"

Mit 500 Anwendungen ist der App Store im vergangenen Sommer gestartet. Mittlerweile sind es nach Angaben des Unternehmens über 35.000. Die Kunden- und Medienresonanz auf den Online-Shop hat in der Branche einen so starken Eindruck hinterlassen, dass rund ein Jahr später alle namhaften Konkurrenten ihrerseits ähnliche Marktplätze gestartet oder zumindest angekündigt haben. Dass Apple vor allem die Anwendungen auf der WWDC in den Mittelpunkt stellen wird, ist schon angesichts der Plakate am Moscone-Gebäude unübersehbar. "One year later. Light-years ahead", ist dort (wenngleich physikalisch unrichtig) mitten in einem Regen von App-Icons zu lesen.

Neue Features

Mit iPhone OS 3.0 erhält das Handy - sowohl neue als auch bestehende Versionen - nicht nur neue Features wie Videoaufzeichnung, MMS-Versand, Copy-and-Paste und Background-Notifications. Entwickler erhalten auch die Möglichkeit, Anwendungen anzubieten, aus denen heraus Nutzer weiteren Content hinzukaufen können. Über Peer-To-Peer-Technologie sollen Nutzer Content via Bluetooth austauschen oder etwa Multiplayer-Games spielen können. Anwendungen können zudem auf die iTunes-Bibliothek zugreifen. Damit können Entwickler beispielsweise ein Quiz auf Basis der Songs eines Users erstellen oder Playlists als Soundtrack in einem Spiel verwenden.

Apple muss strahlen

Mit neuen Anwendungen alleine werde Apple jedoch nicht die "Aura" des iPhones aufrecht erhalten können, meinen Analysten. Auf dem Apple-Event müsse auf jeden Fall etwas präsentiert werden, das das Publikum ins Staunen versetze und den entsprechenden Cool-Faktor besitze. "Wenn sie anfangen Produkte herzustellen, welche die Leute nicht wollen und Kunden verlieren, wird Apples Strategie Probleme bekommen," zitiert die New York Times den Barclays Capital-Analysten Benjamin Reitzes. Wenn sie mit ihren Produkten weiterhin den Markt definieren können, dann werde es auch weiterhin gut laufen.

Steigende Marktanteile

Apple konnte den Marktanteil seines iPhones laut Zahlen von Gartner von 5,3 Prozent im ersten Quartal 2008 auf 10,8 Prozent im ersten Quartal 2009 steigern. Neben günstigeren Verträgen als beim ersten iPhone ist an der wachsenden Nachfrage mit Sicherheit auch der App Store beteiligt. Um die Nachfrage hoch zu halten und weiterhin Marktanteile zu gewinnen, muss Apple es schaffen, Kunden und Investoren davon zu überzeugen, dass das iPhone den Konkurrenten stark überlegen ist. Laut Analyst Rogner Entner von Nielsen Mobile sollte der Konzern auf Cupertino damit keine gröberen Probleme haben. "Wer Apple folgt, kann niemals aufholen", folgerte er vor kurzen in einem Interview mit Wired.

Alle vergleichen mit dem iPhone

Apples Überlegenheit am Smartphone-Markt, wenngleich technologisch immer wieder angezweifelt, ist zumindest in der Medienwahrnehmung unangefochten. Gizmodo hat die ersten Tests des als starken Konkurrenten gehandelten Smartphones Palm Pre miteinander verglichen. Bemerkenswert ist dabei, dass durch die Bank vor allem Vergleichen zum iPhone gezogen werden. In den Tests von New York Times, USA Today, Wall Street Journal, Engadget und von Gizmodo selbst kommt das Wort "iPhone" jeweils über 20 Mal vor, während auf Android, Blackberry oder Windows Mobile kaum bis gar nicht verwiesen werde. Apple versteht es wie kaum ein anderes Unternehmen, einen Hype zu erzeugen und ihn aufrecht zu erhalten. Es scheint vor allem diese Hürde für die Konkurrenten die größte zu sein, größer als technologische Überlegenheit.

Kritik an App Store

Apple muss neben den Kunden aber auch die Entwickler von seiner iPhone-Plattform überzeugen. Der in den letzten Monaten gewachsene Unmut über den undurchsichtigen und restriktiven Freischaltprozess für Applikationen für den App Store könnte mit einer neuen Kindersicherung in Version 3.0 des mobilen Betriebssystems besänftigt werden. Damit würde es beispielsweise nicht mehr vorkommen, dass Anwendungen aufgrund "obszöner Sprache" abgelehnt werden.

Rückkehr von Jobs

Einen Gutteil der "Aura" der Apple-Produkte hängt auch mit Apples charismatischem Chef Steve Jobs zusammen, der nun von seiner halbjährigen Pause zurück erwartet wird. Einigen Berichten zufolge wurde er bereits mehrfach am Apple-Campus in Cupertino gesehen und soll wie geplant Ende Juni an die Spitze des Unternehmens zurückkehren. Die WWDC wird noch ohne Jobs auskommen müssen. Ein Überraschungsauftritt des Mitgründers würde aber zweifellos ein wenig innovatives, neues iPhone überstrahlen. (Birgit Riegler/ derStandard.at 5. Juni 2009)