China misst der Bekämpfung des Klimawandels große Bedeutung bei. 2007 gründete es die National Leading Group on Climate Change (Nationale Arbeitsgruppe zum Klimawandel, NLGCC) unter dem Vorsitz von Ministerpräsident Wen Jiabao. Im selben Jahr veröffentlichte China das National Climate Change Program (Nationales Programm zum Klimawandel), das erste, das je von einem Entwicklungsland herausgegeben wurde.

In diesem Programm hat sich China das Ziel gesetzt, seinen Energieverbrauch pro BIP-Einheit bis 2010 um etwa 20 Prozent gegenüber dem Niveau von 2005 zu senken. Zudem setzt sich China in seinen mittel- und langfristigen Plänen zur Entwicklung erneuerbarer Energien das Ziel, deren Anteil am Primärenergiemix bis 2010 auf 10 Prozent und bis 2020 auf 15 Prozent anzuheben.

Bringschuld des Westens

Um diese Ziele zu erreichen,hat China bereits zahlreiche Maßnahmen gesetzt und wird auch weiterhin gewaltige Anstrengungen in diese Richtung unternehmen, obwohl es ein Entwicklungsland mit niedrigem Einkommen und einem Pro-Kopf-BIP von nur etwa 3000 Dollar bleibt. So leben in China, gemessen an den Standards der Vereinten Nationen, immer noch 150 Millionen Menschen in Armut. China hat keine andere Wahl als die nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, um die Grundbedürfnisse seines Volks zu befriedigen und die Armut zu beenden.

Die internationale Gemeinschaft hat nun die große Erwartung, bei den kommenden Verhandlungen für einen Nachfolgevertrag für das Kioto-Protokoll in Kopenhagen ein positives Ergebnis zu erreichen. Nach Chinas Ansicht liegt der Schlüssel zum Erfolg in Kopenhagen in der Realisierung der vollständigen und nachhaltigen Umsetzung der Konvention und des Kioto-Protokolls.

Die Industrieländer, die das Protokoll unterzeichnet haben, müssen ihre Treibhausgasemissionen kollektiv bis 2020 um mindestens 25-40 % gegenüber dem Niveau von 1990 senken. Und die Industrieländer, die das Kioto-Protokoll nicht unterzeichnet haben, sollten vergleichbare Auflagen mit quantifizierten Emissionsreduktionszielen erfüllen. Auch wäre es höchst an der Zeit, dass die Industrieländer ihren in der Konvention genannten Verpflichtungen nachkommen und den Entwicklungsländern finanzielle Hilfe und Technologietransfers zukommen lassen, um den Klimawandel wirksam bekämpfen zu können. Die Entwicklungsländer werden dann ihrerseits die für sie jeweils angemessenen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels ergreifen.

Die globale Finanzkrise hat den Kampf gegen den Klimawandel zweifellos erschwert. Da es sich bei der ökologischen Bedrohung aber um eine derart schwerwiegende Herausforderung handelt, darf die Welt in ihrer Entschlossenheit und ihrem Engagement bei der Bekämpfung der globalen Erwärmung nicht wanken. (© Project Syndicate, 2009/DER STANDARD, Printausgabe, 5.6.2009)