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Öko-Sciencefiction anno 1973: Charlton Heston und Edward G. Robinson in "Soylent Green"

Foto: Archiv

Wien - "Ich bin ein Freund der Erde." So antwortet der außerirdische Botschafter im Remake des Sciencefiction-Klassikers The Day the Earth Stood Still auf die Frage, warum er überhaupt auf den blauen Planeten gekommen sei. Wer nun daraus schließt, Klaatu sei auch ein Freund der Menschheit, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Wir haben uns die Erde schließlich nur geborgt. Im Sciencefiction-Genre gibt es immer auch Wesen, die darauf schauen, dass man fremdes Gut achtet.

Klaatu ist eines jener neuerdings wieder gehäufter anzutreffenden Kontrollorgane "from outer space" , die dem ökologischen Wirken des Menschen ein schlechtes Zeugnis ausstellen - und die Spezies deshalb mit einer metallenen Heuschreckenplage auch kurzerhand auslöscht. Apokalyptische Stimmung machte sich unlängst auch in Knowing breit: Nicolas Cage muss als Naturwissenschafter schmerzhaft erkennen, dass alles Unheil auf ein noch größeres verweist und er dagegen nichts ausrichten kann. Den Untergang haben wir in diesem Fall nicht direkt verschuldet - die Natur hat einfach nicht mehr Zeit für uns vorgesehen. Erderwärmung ist hier Teil eines göttlichen Plans.

Diese thematische Häufung ist durchaus bemerkenswert: Grüne Themen sind in Hollywoods gegenwärtigen Zukunftsvisionen wieder gefragt. Öko-Botschafter wie Al Gore haben Umweltthemen zu einem gewissen Hipness-Faktor verholfen, an dem jetzt auch die Populärkultur teilhaben will. Filmstars werben für ein bewussteres Konsumverhalten: Am Cover des amerikanischen Vanity Fair posierten Stars wie George Clooney und Julia Roberts in grünem Anzug respektive mit Blätterkranz. Und einen Toyota Prius zu fahren, das gehört in Hollywood ohnehin längst zur Vorlebepflicht.

Im Kino werden die ökologischen Botschaften allerdings mit mehr messianischem Nachdruck aufbereitet. In M. Night Shyamalans The Happening verweigern die Bäume plötzlich ihren Dienst. Statt frischer Luft liefern sie giftige Stoffe, die Menschen in den Selbstmord treiben. Das Menetekel geht ohne aufwändige Spezialeffekte einher, unmissverständlich bleibt es aber: Auch eine unscheinbare Zimmerpflanze verlangt nach einem sorgenden grünen Daumen. Etwas, worauf auch der Animationsfilm Wall-E hinweist.

Das erste ökologische Erwachen der Filmindustrie lässt sich auf die frühen 1970er-Jahre datieren, als Themen wie Überbevölkerung, Hungersnot und Umweltverschmutzung in das Bewusstsein der Bevölkerung drangen. Richard Fleischers Klassiker Soylent Green (2022 - die überleben wollen..., 1973) entwirft ein New York, das aus allen Nähten platzt und in dem Natur nur noch als schwache Erinnerung der Ältesten existiert.

Die Handlung ist hier noch deutlich an die unternehmenskritische Tonart der Zeit angepasst. Charlton Heston deckt die Hintergründe eines Lebensmittelskandals auf, neben dem jüngere Erkenntnisse über den Drogengehalt von Energydrinks lächerlich wirken. In dieser Konkretion liegt wohl auch der größte Unterschied zur Gegenwart: Wo die Sündenböcke früher klar auszumachen waren, wird nunmehr die Menschheit als Ganzes in die Pflicht genommen: Bekehrung statt Aufklärung.

Ende 2009 wird James Camerons Avatar, der in völlig neuer 3-D-Technik gedreht wurde, dem wohl weitere Facetten hinzufügen: Da wird ein ferner, paradiesischer Planet von Menschen und ihren Avataren, also virtuellen Platzhaltern, ausgebeutet, da die Erde längst zugrunde gerichtet wurde. Die Globalisierung wiederholt sich auf galaktischer Ebene. Doch diesmal schlagen die Ausgebeuteten mit aller Härte zurück. (Dominik Kamalzadeh / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.6.2009)