Wien - Die Bank Medici AG wird demnächst ihren Namen ändern (ohne entsprechende Lizenz darf sie sich nicht Bank nennen) und sich laut einem Berater neuen Geschäftsfeldern rund um Finanzdienstleistungen zuwenden. An der "guten Vernetzung" von Mehrheitseignerin Sonja Kohn habe sich ja nichts verändert, meint er, "es geht darum, Menschen für Projekte zusammenzubringen. Die Dinge, die einem Unternehmen passieren können, sind Kohns Geschäftspartnern egal".

Diese "Dinge" sind in der Öffentlichkeit als "Causa Madoff" bekannt; die Einschätzung der rechtlichen Folgen daraus ist schwierig - was (wegen allfälliger Rückstellungen) wiederum die Bilanzerstellung der Bank Medici verzögert. Rechtsexperten der Bank schätzen das Risiko aus Prozessen allerdings für so gering ein, dass Rückstellungen in der Bilanz nicht notwendig sind. Es sei "schwer vorstellbar, weshalb der Bank Medici ein vorwerfbares Verschulden zuzurechnen wäre" , wenn doch "weder die SEC als Aufsichtsbehörde noch die Depotbanken der Fonds noch deren Abschlussprüfer die betrügerischen Machenschaften (Madoffs; Anm. Red.) rechtzeitig erkannten" . Auch der Wirtschaftsprüfer von Medici (KPMG) sehe das so. Er ist gerade dabei, das Zahlenwerk für das Jahr 2008 zu prüfen. Derzeit gibt es erst vorläufige Entwürfe zu Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung. Das Eigenkapital reiche aus, wird seitens der Bank betont.

Das Jahr 2008 war für die Bank, so viel steht jedenfalls fest, kein gutes. Die Causa Madoff wurde ja am 12. Dezember öffentlich, da wurde Bernand Madoff, der sich inzwischen vor US-Gerichten des Betrugs schuldig bekannt hat, festgenommen. An ihn flossen Milliarden von Euro, auch über inzwischen de facto stillgelegte Fonds (wie Herald Lux oder Thema International) rund um die Wiener Bank Medici, an der die Bank Austria zu 25 Prozent beteiligt ist.

Nach ersten Berechnungen dürfte die Bank Medici für 2008 einen Verlust von rund 591.000 Euro ausweisen. 2007 hatte der Jahresüberschuss noch 541.000 Euro betragen. Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag 2007 bei 811.000 Euro, für heuer wird mit einem Minus von 582.000 Euro gerechnet. Dank eines Gewinnvortrags von 1,9 Mio. Euro ergäbe sich diesfalls laut provisorischen Zahlen (in denen auch keine Rückstellungen für Prozesse enthalten sind) ein Bilanzgewinn von 1,34 Mio. Euro (2007 waren es 1,9 Mio.).

Die Betriebserträge dürften imVorjahr von rund vier auf 5,7 Mio. Euro gestiegen sein; die Betriebsaufwendungen abgezogen, bliebe ein Betriebsergebnis von 1,3 (nach 801.000 Euro) Mio. Euro.

Wertberichtigungen

Die Ereignisse rund um Madoff werden sich wohl in erster Linie in Form von Wertberichtigungen auf Forderungen und auf Wertpapiere in den Büchern niederschlagen. Denn die Bank selbst hielt (im Eigenbestand) Herald-Fondsanteile (Herald Lux US Absolute Return) und wird die bis auf 8,07 Euro (also fast zur Gänze) mit rund 807.000 Euro abschreiben müssen.

Wertberichtigt werden vorsichtshalber wohl auch Provisionsforderungen aus dem Herald Lux und dem Herald USA und Herald Asset Management vom November 2008, die nicht mehr bezahlt worden sind. Dabei geht es laut vorläufigen und nichttestierten Zahlen um rund 897.100 Euro.

Für den Konzernabschluss ergäbe sich gemäß Bilanzentwurf zusätzlich ein Jahresverlust von rund 183.000 Euro; er stammt von der Tochtergesellschaft Medici Cayman Islands Ltd. Sie hat etwa Verwaltungsleistungen rund um denThema International Fund (Subcustodian war Madoff; Vertrag gab es dafür keinen) erbracht. 2007 hatte Fondsmanager Bank Medici für das Asset Management von Thema 4,8 Mio. Euro an Fees bezogen; die wurden großteils an Equus, eine Gesellschaft rund um die Genfer Genevalor weitergegeben.

Die vom Wirtschaftsprüfer testierte und vom Aufsichtsrat beschlossene Bilanz wird für die kommenden Wochen erwartet. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 5.6.2009)