Anrufe, Drohbriefe und eine tote Katze vor der Haustür hat der "Herr Baron" noch weggesteckt, den FPÖ-Auftritt sieht er als eine "ungeheure Provokation" , die dem Ort einen "Riesenschaden" einbringe.

Foto: Standard/Regine Hendrich

Linz - In der 5000-Seelen-Gemeinde Frankenburg nennt man ihn respektvoll "den Herrn Baron." Christian Limbeck-Lilienau (63), einer der Erben der Brauerei-Dynastie Schaup, ist der Schlossherr von Frankenburg. In seinem Besitz befindet sich das ehemalige Wasserschloss Frein an der Südeinfahrt des Ortes. Und er ist quasi die graue Eminenz im Fall Zogaj.

Viele stehen gemeinsam mit der Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo im Licht der Öffentlichkeit, Limbeck-Lilienau hat sich immer bewusst zurückgehalten. Obwohl die bekannte Adelsfamilie Arigona Zogaj, ihrer Mutter Nurie und den beiden jüngsten Kindern seit zwei Jahren kostenlos eine Wohnung im Schloss zu Verfügung stellt, welches im Jahr 1938 für den Besuch hochrangiger Nazi-Größen anlässlich der Aufführung "Frankenburger Würfelspiele" herausgeputzt wurde.

Politische Enttäuschung

Mit der noblen Zurückhaltung ist es jetzt endgültig vorbei. Grund dafür ist die für heute, Freitag, geplante EU-Wahlkampf-Abschlusskundgebung der FPÖ im Kulturzentrum von Frankenburg, "eine ungeheure Provokation, die dem Ort, der immer mit seiner Geschichte zu kämpfen hatte, einen Riesenschaden einbringt. Und ein unglaublicher Schlag ins Gesicht für die Zogajs. Da kann ich nicht mehr schweigen" , ärgert sich Limbeck-Lilienau im Gespräch mit dem STANDARD.

Hart ins Gericht geht Limbeck-Lilienau mit dem Frankenburger SPÖ-Bürgermeister Franz Sieberer: "Es war seit vier Wochen bekannt, dass die FPÖ diese Veranstaltung plant. Der Bürgermeister hätte also genug Zeit gehabt, im Sinn einer Deeskalation das Treffen nicht zu genehmigen" . Aber er sei sowieso "tief enttäuscht" - vor allem von der Lokalpolitik. Limbeck-Lilienau: "Von der ursprünglichen Solidarität und den großartigen Worten ist leider nicht viel geblieben. Insbesondere vonseiten der Gemeinde ist im Fall Zogaj zu wenig passiert. Das Engagement in anderen Gemeinden wie etwa in Gallneukirchen bei Linz zeigt ja, dass eine Abschiebung verhindert werden kann, wenn ein Ort sich entsprechend einsetzt."

Kennengelernt hat der "Herr Baron" die Zogajs übrigens beim Angeln: "Ich war mit meinem Sohn fischen, und plötzlich ist Albin Zogaj auf mich zugekommen, und wir sind ins Gespräch gekommen. Später habe ich dann auch die Eltern getroffen." Als der Zeitpunkt der Abschiebung kam und die Zogajs aus ihrem Haus mussten, zögerte Limbeck-Lilienau keinen Moment und stellte die leerstehende Wohnung im ersten Stock des Schlosses zur Verfügung.

Doch auch wenn es in den letzten Jahren nicht immer leicht gewesen sei, habe er seinen Schritt nie bereut. "Natürlich denkt man sich oft: ‚Hätten wir uns da rausgehalten, wär's vielleicht leichter.‘ Aber wird sind eben nicht so, dass wir beim ersten Gegenwind umfallen und alles über Bord werfen." Offene Attacken oder Kampagnen gegen die Familie hätte es nie gegeben, sehr wohl aber "subtilere Sachen" . Limbeck-Lilienau: "Meist Anrufe und Drohbriefe. Aber auch eine tote Katze lag schon vor der Eingangstür - das ist schon ein sehr klares Zeichen in Oberösterreich."

Als persönlicher Berater der Familie Zogaj sieht sich Limbeck-Lilienau übrigens nicht. "In dem Fall hat irgendwie jeder seine Rolle. Ich stelle eben die Wohnmöglichkeit zur Verfügung. Aber natürlich redet man miteinander - gerade in einer Situation, wo es für die Familie heikel werden könnte."

Die blaue Veranstaltung heute, Freitag, werde er auf jeden Fall meiden: "An so einem Abend in Frankenburg zu sein, schmerzt einfach viel zu sehr." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 5. Juni 2009)